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Prozess in Kempten: Drogen des Tanzlehrers landen bei Jugendlichen

Urteil

Prozess in Kempten: Drogen des Tanzlehrers landen bei Jugendlichen

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    Prozess in Kempten: Drogen des Tanzlehrers landen bei Jugendlichen
    Prozess in Kempten: Drogen des Tanzlehrers landen bei Jugendlichen Foto: Britta Pedersen (dpa-Zentralbild)

    Drogen in der Tanzschule? Kein Schüler hat konkrete Angaben gemacht, da sind nur viele Andeutungen. In mindestens einem Fall allerdings landete Marihuana, das einer der bekanntesten Tanzlehrer des Allgäus an Zwischenhändler verkaufte, bei einem Jugendlichen.

    Gut ein Jahr nach einem Drogenfund bei dem 17-Jährigen hat das Amtsgericht Kempten am Mittwoch den Tanzlehrer verurteilt. Er muss 4.400 Euro zahlen (110 Tagessätze, je 40 Euro). Der Händler hat ihn belastet. Im Gerichtssaal sitzt ein gebrochener Mann eigenen Tanzschülern im Zuhörerraum gegenüber. An Marihuana will der 54-Jährige künftig über die Bundesopiumstelle und per Rezept kommen.

    Wer will sagen, wie die Geschichte ohne jenen Unfall vor zwölf Jahren ausgegangen wäre? Querschnittsgelähmt, an den Rollstuhl gefesselt und unter Spastiken leidend, sei er seit zwölf Jahren auf Marihuana angewiesen, sagt der Angeklagte. Von einer Situation 'die sich keiner wünscht', wird am Ende auch der Kemptener Amtsrichter Sebastian Kühn sprechen. Trotzdem verlässt der Mann am Ende als verurteilter Täter den Saal.

    Um den eigenen Konsum zu bezahlen, hat er auch Drogen verkauft. Einmal waren es 50 Gramm Marihuana, dann Amphetamin, danach wieder Haschisch: 'Ich hatte eine gute Quelle, aber ich möchte sie nicht belasten', sagt der Tanzlehrer. Alle drei Tage habe er zuletzt selbst Marihuana gekauft, bei 6,50 bis sieben Euro liege der Preis für niedrige Qualität. 'Sauberes' Marihuana sei teurer, es koste 12,50 bis 15 Euro pro Gramm. 'Da sind Sie am Ende des Monats pleite.'

    Doch der Mann hat nicht nur selbst Marihuana geraucht. Er versorgte mit den Drogen auch all jene, die ihm mit Gefälligkeiten halfen, beim Waschen, Aufrichten aus dem Rollstuhl, im Haushalt. Der Zwischenhändler aus dem Senegal, der die Drogen an den 17-Jährigen verkaufte, habe einige Zeit bei ihm gewohnt - bis sich die Männer überwarfen. Der Tanzlehrer sagt, er sei bestohlen und beleidigt worden. Am Ende hat ihn sein früherer Mitbewohner bei der Polizei verraten.

    Er badet, als die Polizei klingelt

    Der Tanzlehrer sitzt gerade in der Badewanne, als die Drogenermittler vor der Tür stehen. Bei der Durchsuchung finden sie 3.000 Euro in bar, zudem ein Marihuana- und Tabakgemisch auf Fensterbrett und Tischen. Acht Monate Haft fordert der Staatsanwalt. In früheren Verfahren ist der Tanzlehrer wegen Vortäuschens einer Straftat (40 Tagessätze) und dem fahrlässigen Zulassen von Fahrens ohne Fahrerlaubnis verurteilt worden. Wie geht es weiter?

    Sein Haus hat der Mann gerade verkauft. Das Tanzen will er trotz der schweren Behinderung und der Verurteilung nicht aufgeben. Man habe ihm den Einstieg in eine andere Tanzschule angeboten, sagt er vor Gericht. In sozialen Netzwerken ist er zuletzt mit aggressiven Kommentaren aufgefallen. Vor Gericht hat er sich selbst verteidigt.

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