"Sei mutig und spring. Ich fang dich auf, wenn etwas passiert", ruft Thomas Bayer in Richtung Bühne. Daniela Schwarz kann ihn nicht sehen. Sie steht hinter einem Papierrahmen. Durch den soll sie springen, ohne zu wissen, was dahinter ist. Quasi ins kalte Wasser ist die 13-Jährige aus Marktoberdorf auch gesprungen, als sie die Rolle des Hofnarrs Puck in Shakespeares "Sommernachtstraum" bekommen hat. Eigentlich steht sie sonst nur als Tänzerin auf der Bühne. Jetzt hat sie eine Sprechrolle. Sie gehört zu den etwa 30 Tänzerinnen von Christine Dermody-Bayer, die in der neuen Produktion des Theatervereins Wildpoldsried ihren großen Auftritt haben werden.
Auf Initiative von Anke Weinert-Wegmann, die bei den Proben am Flügel sitzt und den Männerchor in Wildpoldsried leitet, kam das Großprojekt mit etwa 100 Beteiligten zustande. Sie wollte Shakespeares Komödie über die Irrungen und Wirrungen in Liebesdingen mit Orchester und Ballett zur Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy machen. Mit Bayer, der derzeit an den Vereinigten Bühnen Wien als Otto im Musical "Ich war noch niemals in New York" engagiert ist und 2009 in Altusried "Andreas Hofer" inszenierte, konnten die Wildpoldsrieder erstmals einen professionellen Regisseur gewinnen. "Für uns ist das wie ein Workshop über viele Wochen", schwärmt Theatergruppenleiterin Eva Köllner über die Arbeit mit dem Marktoberdorfer Schauspieler und Regisseur. Aber auch für Bayer ist die Arbeit ein Vergnügen.
"Ich bin verrückt nach Shakespeares Sprache", sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: "Vielleicht habe ich auch deshalb eine Engländerin geheiratet."
Organisatorische Probleme
Christine Dermody-Bayer, die in Marktoberdorf eine Ballettschule betreibt, schneidert auch die Kostüme für ihre Tänzerinnen selbst. "Unser ganzes Wohnzimmer ist eine Schneiderei. Es gibt kaum eine Stelle, wo kein Stoff ist", sagt der Regisseur. Doch natürlich ist solch ein Projekt, an dem außer den Musikern alle ehrenamtlich arbeiten, nicht ganz einfach umzusetzen und konfliktfrei zu bewältigen.
"Das Problem ist, dass die Kinder ins Bett müssen und die Erwachsenen tagsüber arbeiten", sagt Bayer stöhnend zum organisatorischen Problem, alle Beteiligten gleichzeitig zum Proben zusammenzubringen. Die jungen Akteure haben teils große Rollen. Angelina Quadflieg wird die Hermia verkörpern. Sie spielt, seit sie vier Jahre alt ist. Das Proben mit Bayer ist für sie eine große Herausforderung. "Ich habe anfangs nicht so genau gewusst, was er von mir will. Bei ihm muss ich alles geben."
Theaterleiterin Eva Köllner bestätigt: "Wenn sie nicht so reingewachsen wären, dann würden sie das intensive Arbeiten mit Bayer gar nicht aushalten." Köllner, die sonst meist Regie führt, darf endlich mal wieder spielen. Sie hat als eine von den Handwerkern eine Hosenrolle. Diese Szenen, in denen rüpelhaftes Volk dargestellt wird, haben die Wildpoldsrieder ins Allgäuerische übertragen.
Neben den Wildpoldsrieder Schauspielern und den Marktoberdorfer Tänzerinnen, werden noch Orchestermusiker aus dem Allgäu und aus Reutte dabei sein. Ganz am Schluss stoßen die Grazer Kapellknaben dazu.
Die Aufführungen finden am 14. Mai um 20 Uhr und am 15. Mai um 17 Uhr im Dorfsaal Wildpoldsried statt. Karten unter Telefon 0173/74 89 196 von 14.30 bis 17 Uhr.