Pfronten: "Pro Tourismus" erstellt Konzept für Teilprivatisierung der Kurbetriebe Pfronten (vol). Das 20. Jahrhundert geht und mit ihm Manfred Einsiedler: Im Mai 2000 tritt Pfrontens erster Kurdirektor in den Ruhestand. Ob es einen zweiten geben wird, ist noch unklar. Die Initiative Pro Tourismus setzt sich nämlich für eine Teilprivatisierung der Kurbetriebe ein: eine private Tourismus-Gesellschaft unter Leitung eines Profi-Managers soll große Teile der bisherigen gemeindlichen Fremdenverkehrsarbeit übernehmen.
Der Gemeinderat hat auf Anregung von Pro Tourismus dessen Vorsitzenden Frank Schöllner und Karl-Otto Bertle vom Pfrontener Hotel- und Gaststätten-Verband beauftragt, ein Rahmenkonzept für eine Teilprivatisierung zu entwerfen und der Öffentlichkeit zur Diskussion zu stellen. Der Entwurf von Pro Tourismus wird am kommenden Montag erstmals im Rahmen einer Podiumsdiskussion präsentiert. Das "noch grobe" Konzept sieht die Gründung einer privaten Tourismus-Gesellschaft vor. Teilhaber wäre zum einen die Gemeinde, zum anderen soll sich jeder daran beteiligen können, der irgendwie ins Pfontener Tourismusgeschäft eingebunden ist: vom Hotelier über den Ferienwohnungsvermieter bis zum Handwerker. Als Geschäftsführer soll ein erfahrener Manager aus der Wirtschaft engagiert werden. Schöllner: "Ein Top-Mann, der sich gerade im Marketing auskennt." Der würde dann mit seiner Gesellschaft einen Großteil der touristischen Aufgaben der Gemeinde übernehmen. Welcher genau, das müsste später noch festgelegt werden. Sicher ist für Schöllner hingegen: "Wir haben über 100000 Übernachtungen weniger als Anfang der 90er Jahre, da muss etwas geändert werden." Diesem Abwärtstrend soll die private Gesellschaft ein Bein stellen. Effektiver als die bisherige "Behörde mit Verwaltungsangestellten" solle sie mit "viel kürzeren Entscheidungswegen", einem nach Erfolg honorierten Manager und durch Provisionen motivierten Mitarbeitern wichtige Neuerungen angehen. Beispiele: eine PR-Abteilung oder die Attraktivierung der Kurkarte ("Die muss dann jeder haben wollen"). In Sachen Marketing erhofft sich Schöllner von einem PR-erfahrenen Manager am meisten: "Er könnte mit Sponsoren werbewirksame Veranstaltungen nach Pfronten holen: einen Ski-Weltcup oder Musikantenstadel ins Eisstadion." Vor allem soll aber auch die Arbeit des Verkehrsamtes vorangetrieben werden. "Das Verkehrsamt muss wie ein Reisebüro laufen, Mitarbeiter werden verkaufsgeschult und erhalten Provisionen." Auch müsste der Pfronten-Urlaub über das Internet buchbar sein. Den einmaligen Anteil an der Gesellschaft würden sich laut Schöllner auch Kleinvermieter leisten können: "Wir wollen alle dabei haben." Finanziert würde die Gesellschaft aus Provisionserlösen und vor allem aus jenem Anteil am Gemeindehaushalt, der für solche Kurbetriebs-Aufgaben vorgesehen ist, die dann die Tourismusgesellschaft übernimmt. Weil es sich dabei um Steuer-Gelder und Abgaben der ganzen Gemeinde handelt, soll die touristische Grundversorgung auch für Nichtgesellschafter gewährleistet bleiben. So würde das Verkehrsamt zwar nur für Gesellschafter vermitteln – Zimmervermittlung für alle im Infopavillon, der Ortsprospekt und die Vermarktung der Eigenbetriebe wie Hallenbad und Co. blieben aber auch nach dem Wechsel beibehalten.