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Professor ruft Königreich aus

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Professor ruft Königreich aus

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    Selbst ernannter 'King of Marduk' beansprucht Herrschaft in Lindau Lindau/Tübingen (jos). Der Tübinger Günther W. Bosch hat gleich zum zweiten Mal in seinem Leben ein Königreich ausgerufen. Zu diesem soll fortan auch Lindau gehören. Dies teilt er derzeit per Fax oder E-Mail mit. Die Heimatzeitung hat sich auf die Spuren des selbst ernannten Königs gemacht.

    'Royal Government' steht in der Kopfzeile der gefaxten Schreiben. Ein selbst ernannter König mit dem Namen 'Marduk' erhebt darin Anspruch, unter anderem den Landkreis Lindau fortan zu regieren. Mit bürgerlichem Namen heißt König Marduk Günther W. Bosch und kommt aus Tübingen. In einigen seiner Schreiben führt er den Titel eines Professors und einen Doktorengrad. Auf der Homepage der Universität Tübingen lässt sich jedoch kein Professor Günther W. Bosch finden. Das Landratsamt Lindau gehört zu den Empfängern dieser Schreiben. Dort werden die 'Bekanntmachungen' abgelegt, ohne dass sie jemand ernst nehmen würde natürlich. Bosch informierte nach eigenen Angaben auch die Lindauer Industrie- und Handelskammer über den 'Machtwechsel'. Die IHK soll nach seinen Wünschen die Unternehmen im Landkreis darüber informieren, dass diese Steuern fortan an den König zu zahlen hätten. Einige Unternehmen schreibe er aber auch direkt an, sagte Bosch. Den Stadträten hat er dieser Tage eine E-Mail geschickt, in der er ihnen ihr Amt streitig macht: 'Sie sind doch wissend, dass sie kein Stadtrat von Lindau sind.'Die Legitimität seiner 'Herrschaft' über Lindau begründet Bosch wie folgt: Als der Bayerische Landkreis Lindau in den Jahren 1955 und 1956 in den Freistaat Bayern eingegliedert wurde, sei das nicht mit rechten Dingen zugegangen. Im Landtag von damals hätten nur 'Altnazis' gesessen, sagt Bosch, deshalb sei die Eingliederung ein feindlicher Akt gewesen. Dabei ignoriert der König von Marduk, dass der Landtag als demokratisch legitimiertes Organ damals ein Gesetz zur Eingliederung des Bayerischen Landkreises Lindau erlassen hat, das die Lindauer Regierung, ebenfalls demokratisch legitimiert, angenommen hatte. Mit seinen E-Mails und Faxen löst Marduk in Lindau viel Unverständnis aus. Manch einer fragt gar, ob es sich um einen gefährlichen Spinner handelt. Bei der Polizei in Tübingen ist Bosch tatsächlich bekannt, weil er die Polizeiführung eines 'konspirativen Komplotts' beschuldigte. Die Tübinger hatten die Schreiben Boschs zwar an den Staatsanwalt übermittelt, aber der hat nichts unternommen. Bosch, der 1946 geboren wurde, forscht seit acht Jahren in der Universitätsbibliothek Tübingen und örtlichen Archiven wie dem Stadtarchiv Lindau. Nach seinen Angaben füllen diese Recherchen mittlerweile gut 100 Aktenordner, davon drei für den Bayerischen Landkreis Lindau zwischen 1945 und 1956. 'Wenn Sie einmal damit anfangen, dann tut sich überall wieder etwas auf', sagt Bosch zu seinen Recherchen. Das 'Kingdom of Marduk' ist nicht Boschs einziges Königreich. Der 'Monarch' hat vor einigen Jahren bereits das 'United Kingdom of Cosmos World' ausgerufen. Dies erstreckt sich über das gesamte Bodenseeufer. Wasserentnahmen hatte Bosch damals verboten. Den 'Machtwechsel' hatte er der bayerischen Staatsregierung, dem Bundespräsidenten, der Bundesregierung und anderen Verfassungsinstitutionen angekündigt. Auch den Vatikan hat er seinem Reich einverleibt. Den Direktor des Amtsgerichts Kempten hatte Bosch gar zum 'Präsidenten des Gerichtshofs in Lindau' ernannt. Der lehnte jedoch dankend ab, nicht ohne einen freundlichen Brief zu schreiben: Es sei ihm nicht möglich, das ihm zugedachte Amt auszuüben.

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