Indischer Abend: Produzentin Carolin Dassel stellt im Kino in Türkheim ihren Film "Arrangiertes Glück" vor

27. Juni 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
julia buchmaier

Tanz und Gebete im Kinosaal

Arrangierte Ehen, Väter und Brüder, die den vermeintlich passenden Ehemann für ihre Tochter oder Schwester aussuchen: Das alles kennt man inzwischen aus zahlreichen Büchern und Filmen. Dennoch ist der Dokumentarfilm "Arrangiertes Glück", der als Einstieg zum "Indischen Abend" des Filmhauses Huber in Türkheim gezeigt wurde, etwas Besonderes.

Die Dokumentation handelt von der 27-jährigen ehemaligen Schauspielerin und Sängerin Waheeda Dar aus Kaschmir. Ihr jüngerer Bruder soll für sie einen geeigneten Ehemann finden und wird bei dieser Suche und den späteren Hochzeitsvorbereitungen von der deutschen Filmemacherin Daniela Creutz begleitet. Was die Familie allerdings nicht weiß, ist, dass ihr Sohn schon seit geraumer Zeit mit eben dieser Deutschen liiert ist. Dass die unterschiedlichen Kulturen aneinandergeraten, ist also vorprogrammiert.

Beispielsweise wird Waheedas Name geändert, um eine bessere numerologische Übereinstimmung mit dem Namen ihres zukünftigen Mannes zu erhalten.

Sehr konservative, traditionelle Praktiken also, die den Zuschauer nachdenklich stimmen, immerhin wurde der Film in den Jahren 2007 bis 2009 gedreht, also vor gar nicht langer Zeit.

Was den Film zudem ausmacht, ist seine Authentizität. Nur mit provisorischer Ausrüstung aufgenommen und mit deutschen Untertiteln fühlt sich der Zuschauer ganz nahe am Geschehen und es ist nicht verwunderlich, dass nach der Vorführung nachdenkliche Stille im Kinosaal herrscht.

Diese wich aber dann schnell dem Klingeln unzähliger Glöckchen. Im zweiten Teil des Programms traten unterschiedliche Tanzensembles mit Versionen des Kathak-Tanzes auf, bei dem diese Glöckchen an den Fußgelenken getragen werden. Durch Holzplatten auf dem Boden wurden die klar gesetzten Schritte, die sich in diesem Tanz mit fließenden Bewegungen abwechseln, betont.

Carolin Dassel, Produzentin des Films, Indienkennerin und selbst Kathak-Tänzerin, stellte zunächst ihren Tanzpartner und Trainer Peter Franze vor. Dieser zeigte unter anderem die tänzerische Interpretation eines 4000 Jahre alten Gebets an Ganesha, einer Gottheit, die für einen Neuanfang steht.

Als Höhepunkt traten zwei echte Profis auf: Rajendra Gangani und Swati Sinha aus Indien. Sie interpretierten zwei Gebete an die Muttergottheit Durga und an Krishna. Schon nach den ersten Takten erhoben sich die Zuschauer, um die komplizierten Schritte besser sehen zu können. In einem rein technischen Abschlussstück versprühten beide pure Lebensfreude und wechselten spielerisch von temporeichen Drehungen zu statuengleichen Posen.