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Probleme ja, aber keine Untergangsstimmung

Kempten

Probleme ja, aber keine Untergangsstimmung

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    Probleme ja, aber keine Untergangsstimmung
    Probleme ja, aber keine Untergangsstimmung Foto: ralf lienert

    Auswirkungen der globalen Finanzkrise werden auch im Allgäu registriert. Aber die Betriebe in der Region seien so gut aufgestellt, dass eine Konjunkturdelle ausgeglichen werden kann. Davon sind Unternehmer und Funktionäre überzeugt, wie am Montagmorgen bei einem Fachgespräch mit Bundesstaatssekretär Dr.Gerd Müller deutlich wurde. Seine Gäste waren mit ihm einig, dass eine Rückbesinnung auf Moral und Ethik in der Wirtschaft nötig sei.

    Maria Platz, Chefin im "Adler" in Martinszell, Markus Brehm, Regionalvorsitzender der Industrie- und Handelskammer (IHK), Peter Litzka, Direktor der Agentur für Arbeit, Norbert Michl, Geschäftsführer bei C&A sowie Rainer Schaidnagel, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Kempten, hatten sich für "Montags bei Müller" Zeit genommen. Der Politiker wollte erfahren, wie sich der Crash in der Finanzwelt aufs Allgäu auswirkt.

    "Sensibel" gingen die Betriebe mit dem Thema Entlassungen um, hat Peter Litzka beobachtet. Dem Chef der Agentur für Arbeit zufolge versuchten die meisten Unternehmen, ihre Facharbeiter zu halten. Kurzarbeit sei allerdings in einigen Bereichen nicht zu vermeiden. Als "stabilisierend" führte Litzka den Tourismus für die Region an.

    Aus dieser Branche gebe es durchaus Positives zu berichten, meinte Maria Platz. Jetzt sei die Zeit, Investitionen anzupacken. Und die Banken stünden den Hoteliers dabei auch zur Seite. Als nicht gerecht empfindet sie allerdings, dass österreichische Gastronomen bessere Bedingungen hätten als deutsche. Sie fordert eine verringerte Mehrwertsteuer und niedrigere Abgaben etwa an GEMA und GEZ.

    Das Allgäu profitiere in der Krise von seiner Struktur mit vielen mittelständischen Unternehmen und Familienbetrieben, sagte Markus Brehm. Es gebe zum Glück nicht den einen Arbeitgeber mit 30000 Beschäftigten, der auch mal 5000 entlasse, damit der Aktienkurs steigt: "Diese Perversion haben wir hier nicht." Geärgert habe ihn freilich, dass die Politik nicht früher auf die Warnmeldungen aus der Wirtschaft gehört habe. Im Übrigen ist Brehm optimistisch: "Ab Juni geht es wieder aufwärts."

    "Noch kein Akutproblem" sieht Rainer Schaidnagel für die rund 30000 Kunden der Raiffeisenbank Kempten. Aber es komme darauf an, den Menschen "die Grunddepression" zu nehmen. An den Banken soll es jedenfalls nicht scheitern: "Wir geben gerne Kredit an die heimische Wirtschaft."

    Es könnte die Mentalität entstehen, dass die Leute ihr Geld unbedingt zusammenhalten wollen, fürchtet Norbert Michl. Das wiederum wäre Gift für den Einzelhandel, der noch ein gutes Weihnachtsgeschäft gemacht habe. Insgesamt stehe sein Haus im Vergleich gut da - auch C&A profitiere in Kempten davon, dass das Allgäu viele Urlauber anlocke.

    Im Tourismus sieht auch Müller noch großes Potenzial. Allerdings gelte es, sich besser zu verkaufen. Unverständlich sei für ihn, dass der Flughafen Memmingen nicht auf der Grünen Woche werbe: "99,9 Prozent der Berliner ahnen doch gar nicht, dass es eine direkte Verbindung ins Allgäu gibt."

    Unisono wünschten sich die Teilnehmer eine Hinwendung der Wirtschaft zu wahren Werten. Es dürfe nicht länger "Kohle, Kohle, Kohle" einziges Ziel sein.

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