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Preußen verloren, den Himmel gewonnen

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Preußen verloren, den Himmel gewonnen

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    Von Hans-Christian Rudolph, Kempten - 'Ich bin der Ururenkel des vorerst letzten deutschen Kaisers'. Mit einem verschmitzten Lächeln stellt er sich während seines Vortrags über den 'Mut zum unzeitgemäßen Leben' im Kemptener Kolping-Haus vor. Und tatsächlich: Philip Prinz von Preußen hätte König von Preußen und deutscher Kaiser werden können. Wenn dem nicht zwei Ereignisse entgegen gestanden hätten. Zum einen hat sein Ururgroßvater Kaiser Wilhelm II. während der Revolution von 1918 abgedankt. Zum anderen heiratete Philips Vater Friedrich Wilhelm eine Bürgerliche, und wurde deshalb mitsamt seinen Nachkommen gemäß dem strengen Hausgesetz der Hohenzollern-Dynastie enterbt. Doch Philip Prinz von Preußen hat mit seiner Familie und der Verkündung des Glaubens einen für ihn mehr als angemessenen Ersatz für das verlorene Kaiserreich gefunden. Für seinen Vortrag hat Prinz Philip zum ersten Mal das Allgäu besucht, wo er bei Volker Stalter, dem Leiter der Vereinigung 'Christen im Beruf', übernachtete. Wer einen kaiserlichen Spross mit wilhelmininischem Zwirbelbart erwartet hatte, der sah sich getäuscht. Philip Prinz von Preußen ist ein schlanker, junger Mann und hat eine klare Stimme mit hanseatischem Einschlag. Mit seiner Frau Anna Christine und den fünf Kindern lebt der Ururururenkel der englischen Königin Victoria in Plön (Schleswig-Holstein). Wie man ihn anreden müsse? 'Ach, da gibt es verschiedene Möglichkeiten - von Herr Preußen bis Königliche Hoheit. Doch sagen Sie einfach Prinz Philip zu mir.' Obwohl in Prinz Philips Adern blaues Blut fließt, hat er keinen Standesdünkel.

    Offen geht der 35-Jährige auf die Menschen zu und nimmt sich viel Zeit für Gespräche mit den Gästen seines Vortrags. Der Prinz bezeichnet sich als 'Außenseiter unter den Hochadeligen'. Nach der frühen Scheidung seiner Eltern wuchs er bei der Mutter in 'gutbürgerlichen Verhältnissen auf', besuchte keine Etikette- oder Rhetorikkurse und pflegt wenig Kontakt zu hochadeligen Kreisen - wenngleich er sie natürlich kennt, die Vertreter der deutschen Adelshäuser. Nach seiner Schulzeit studierte er Jura, später Pädagogik. Nachdem Prinz Philip kurze Zeit als Lehrer gearbeitet hatte, entschloss er sich, sein 'geistiges Hobby zum Beruf zu machen'. So setzte sich seine Königliche Hoheit noch einmal in den Hörsaal und studierte Theologie. Seit letztem Sommer arbeitet Prinz Philip wieder als Grundschullehrer. Darüber hinaus ist der tief gläubige Kaiserspross Vikar in Ahrensburg bei Hamburg. Seit langem predigt er gegen Abtreibung, Neid und Missgunst in der Gesellschaft. 'Die Menschen brauchen ein Oberhaupt für die Seele', sagt Prinz Philip, der sich für eine parlamentarische Monarchie in Deutschland ausspricht. Nur ein Kaiser oder König sei über das Parteiengezänk (etwa bei der Bundespräsidentenwahl) erhaben. Doch die aktive Politik ist für ihn 'kein Thema, weil ich für politische Grabenkämpfe nicht geschaffen bin. Ich sage das, was mir wichtig ist, lieber von der Kanzel.' Philip Prinz bewundert unter seinen Ahnen vor allem den 'Soldatenkönig' Friedrich Wilhelm I.: 'Er war gläubig und lebte die preußischen Tugenden Sparsamkeit, Bescheidenheit und Disziplin.' Wie er bevorzugt der 35-Jährige 'Ziele mit Ewigkeitswert', die jenseits von Materialis-mus und Oberflächlichkeit liegen. So habe er 'zwar Preußen verloren, doch das Himmelreich gewonnen.'

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