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Artikel: Pralle Dramatik im Schloss

22. Juli 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Hamlet Shakespeares Sprachkunst zieht viele Jugendliche in den Bann

Hohenschwangau | wil | Seit 30 Jahren bringt Grantly Marshall mit seiner "American Drama Group" fremdsprachliches Theater auf deutsche Bühnen. Die diesjährige Tournee durch Schlösser zusammen mit dem britischen "TNT Theatre" bescherte der Region den Auftritt im reizvollen Schlosshof von Hohenschwangau. "The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark" wurde vom Publikum zumeist begeistert aufgenommen.

Vorwiegend an die Jugend richtet sich das Konzept der Aufführungen, und Marshal liefert den Oberstufen der Gymnasien dazu gut aufbereitetes Material. In der romantischen Kulisse des Schlosshofs zog Shakespeares wohl berühmtestes Stück an dem wetterbegünstigten Abend über 200 Zuschauer in seinen Bann. Seit 400 Jahren hat das Meisterwerk nichts an praller Dramatik, exquisiter Sprachkunst, politischer Dimension und gedanklicher Tiefe verloren.

Aufs Notwendigste beschränkt

Gestrafft und in Ausstattung und Besetzung aufs Notwendigste beschränkt, entfaltete sich das Drama um den Prinzen als Rächer seines ermordeten Vaters, seinen scheinbaren Wahn, die Heimtücke des Königsmörders Claudius mit Hamlets Mutter an seiner Seite und die tragische Liebe der unglücklichen Ophelia.

Durchaus dem Autor und seiner kargen Bühne des Globe Theatre verpflichtet, ist die Truppe um Regisseur Paul Stebbings mit simpler Staffage wie dem bewegten blauen Tuch des Meeres, angedeuteten Kostümen und dem Stimmungsfaktor der begleitenden Musik. Blitzschnell wechseln die Schauspieler, die neben ihren bis zu fünf Rollen auch noch für Musik und Tanz zuständig sind, Gewand wie Maske hinter dem Vorhang. "Tragedy with a smile": Derber Humor kommt nicht zu kurz bei des Prinzen Kumpanen, den Scholaren Rosenkrantz und Güldenstern, bei Komik, die auch ohne Kenntnis der Sprache des 16. Jahrhunderts klar wird.

Überhaupt zeigte sich das Publikum außer einigen wohl zu jungen Zuschauern fasziniert von der Gewalt dieser Sprache. Originell und kurzweilig die Shakespearesche Spezialität, das Spiel im Spiel, das den wahren Mörder entlarvt, mit lebenden Marionetten zu zeigen. Wenn auch der Titelheld selbst, Richard Keightley als junger Wilder, gern händeringend deklamierte, die Königin hauptsächlich königlich war, das Hauen und Stechen dann doch überhand nahm - der alte, redselige Polonius (J.C. Hoydt) holte aus seinem Part alles heraus, Claudius (Richard Clodfelter) war so recht verschlagen, der Geist des Vaters schaurig schön. So unprätentiös wie die Truppe sich darstellt, hätte man sie gerne wieder und auch andere abendliche Vergnügungen am Schloss Hohenschwangau.