Marktoberdorf (hie). - Gleich zwei Bewerber wollen Nachfolger von Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk im Bundestagswahlkreis Ostallgäu werden und möglicherweise am 18. September für die SPD kandidieren: In Marktoberdorf stellten sich Lars Holstein und Thomas Kästle den regionalen SPD-Mitgliedern vor, legten die Gründe für ihre Bewerbung und die Schwerpunkte ihres zukünftigen politischen Engagements dar. Bei der Bundeswahlkreiskonferenz am 9. Juli werden die SPD-Delegierten des Wahlkreises einen der beiden Kandidaten nominieren. Der 34-jährige Lars Holstein ist in Füssen aufgewachsen, lebt und arbeitet mittlerweile jedoch im Berlin. Die Verbindung zum Allgäu hält er über seine Familie in Füssen und dadurch, dass er seinen Urlaub regelmäßig in der Region verbringt. Seit Abschluss seines Studiums der Wirtschaftsgeographie und der Politikwissenschaften ist er als Projektmanager und Koordinator, zur Zeit in einem Projekt für Verkehrstechnik, tätig. Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Europa sind die Themenschwerpunkte, auf denen er seinen Wahlkampf aufbauen will. Insbesondere strebt er an, durch die Zusammenführung von Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft vor Ort Potentiale für neue Entwicklungen zu schaffen. Zu einem lebenswerten Allgäu gehören für ihn sowohl die Landwirtschaft als Wirtschaftsfaktor als auch eine Vielfalt an mittelständischen Unternehmen, in denen Arbeitsplätze gesichert werden müssen. Eine soziale Politik ist für ihn der richtige Weg, seine Ziele zu erreichen.
Sein Mitbewerber, der 31-jährige Thomas Kästle, ist seit 2002 SPD-Stadtrat in Memmingen. Er arbeitet als Dozent bei der Bf Z sowie als Referent für Weiterbildung an der Fachhochschule Kempten und hat dort auch einen Lehrauftrag für den Studiengang Sozialwirtschaft inne. Durch seine beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten sowie durch sein Stadtratsmandat hat er mit vielen unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen zu tun, wie zum Beispiel mit Jugendlichen, Langzeitarbeitslosen und Handwerksmeistern und weiß deshalb, wo der Schuh drückt. Im Fall einer Nominierung hat die bestmögliche Vertretung des Allgäus für ihn Priorität. In einer Förderung des Gesundheitstourismus sieht er einen Wachstumsmarkt. Gegen Gentechnik will er sich stark machen. Der Ausstieg aus der Atomenergie müsse bestehen bleiben, so Kästle. Wie sie die Gewerkschaften wieder an die SPD binden wollen, sollten Holstein und Kästle auf Wunsch eines Zuhörers darlegen, da seiner Meinung nach ein Linksruck der Gewerkschaftler zugunsten der neuen Linkspartei zu befürchten sei. Kästle betonte, dass vor Ort von der Basis her mit den Gewerkschaften zusammen gearbeitet werden muss, um regionale Arbeitsplätze zu schaffen. Holstein strich die Bedeutung einer Kooperation von Gewerkschaften und der SPD heraus, um gegen die Interessen der Großindustrie bestehen zu können. Beiden Kandidaten wurde von einigen Zuhörern ans Herz gelegt, im Wahlkampf auch die Belange der Rentner zu berücksichtigen, die ein großes Wählerpotential darstellen. Thomas Kästle musste sich mit der Frage auseinander setzen, warum er auch gegen eine weiterhin antretende Sigrid Skarpelis-Sperk kandidiert hätte. Er begründete dies mit einem nach 25 Jahren gebotenen Wechsel in der Person sowie damit, dass er ihre Vorgehensweise zuletzt für parteischädlich gehalten habe. Welcher Bewerber die Parteigenossen mehr überzeugt hat, wird sich am 9. Juli zeigen: Dann nominieren die SPD-Delegierten ihren Kandidaten für die Bundestagswahl.