Von Reinhold Löchle Marktoberdorf - Die Deutsche Post AG will sich von ihrem Amtsgebäude im Marktoberdorfer Zentrum trennen. Seit dieser Woche hängt eine Verkaufstafel am Eingang der Filiale - was nicht nur Marktoberdorfer Bürger, sondern auch das über die Pläne nicht informierte Personal stark verwundert. Post-Sprecher Gerd Hilger (München) bestätigte gestern die Verkaufspläne. Er betonte aber, damit seien keine Veränderungen für die Kunden verbunden. Man denke nämlich weder an eine Verlagerung oder gar Schließung des Schalterbetriebs, noch an eine Umwandlung der Filiale in eine Agentur.'Nun geht Marktoberdorf allmählich unter' - mit diesen Worten kommentierte eine Marktoberdorferin die Tafel mit der Aufschrift 'Zu verkaufen', die wenige Stunden zuvor der Greifenberger Immobilienmakler Werner Maus am Eingang zum Postamt angebracht hatte. Nachdem erst vor wenigen Wochen über Umwege bekannt geworden war, dass die Bahn den Bahnhof in der Ostallgäuer Kreisstadt veräußern will, wurde nun die Öffentlichkeit lediglich durch ein Hinweisschild über die Verkaufspläne der Deutschen Post AG informiert. 'Ich bedauere, dass die Stadt hier nicht vorher informiert wurde', machte denn auch gestern Bürgermeister Werner Himmer kein Hehl aus seiner Verstimmung. Auch wenn die Post beteuere, für die Bürger ändere sich momentan nichts, sei doch 'zu befürchten, dass mittelfristig andere Überlegungen da sind'. Noch vor wenigen Wochen hatte ihm ein Vertreter der Post versichert, für das Marktoberdorfer Postamt gebe es weder Schließungspläne noch konkrete Überlegungen für Veränderungen. (Die AZ berichtete). Nicht einmal vier Wochen später bietet nun ein Immobilienmakler im Auftrag der Post das vor rund 100 Jahren erbaute Oberdorfer Postamt zum Verkauf an. 'Was? Das Haus soll verkauft werden?' - mit diesen Worten reagierte eine Post-Mitarbeiterin gestern Nachmittag auf eine entsprechende Frage unserer Zeitung. Da sie es nicht glauben wollte, ging sie ins Freie - und sah dort das Schild. Er habe aber eine Mitarbeiterin informiert, bevor er das Schild aufhängte, stellte Maus klar.
Beunruhigte Mitarbeiter Gegenüber unserer Zeitung wollte sich kein Mitarbeiter zu den Verkaufsplänen äußern. Schließlich wolle man noch länger bei der Post arbeiten, war zu hören. Von anderer Seite wurde daran erinnert, die Post verkaufe in zahlreichen Orten ihre Immobilien - 'der Erlös trägt zur Steigerung des Aktienkurses bei'. In der Folge würden häufig Filialen in Agenturen umgewandelt, die dann zum Beispiel beim 'Kaufmarkt' oder 'Feneberg' untergebracht seien. Den Postbediensteten würden andernorts Jobs angeboten. Dass die Verkaufspläne Unruhe ausgelöst haben, bestätigte gestern indirekt auch Post-Sprecher Gerd Hilger. Ein 'verantwortlicher Kollege' sei nach Marktoberdorf gefahren, um mit den Mitarbeitern zu sprechen. Für das Schalterpersonal und die Kunden soll sich aber 'durch den Verkauf des Gebäudes an einen Investor nichts ändern', betonte Hilger mehrfach. Zwar wolle man es veräußern, jedoch verbunden mit 'der Option auf Anmietung der Schalterräume'. Denn Ziel sei, die Filiale 'möglichst lange' am bisherigen Standort zu halten. Allerdings räumte er ein, dass es damit nichts wird, falls der Investor die Rückvermietung an die Post AG ablehnt. Auf keinen Fall werde aber Marktoberdorf künftig keine Post mehr haben. Während die Schalterbediensteten am alten Standort bleiben sollen, sollen die 25 Zusteller in Räume im Gewerbegebiet umsiedeln, sagte der Post-Sprecher. Die Postboten hatten bislang ihr Domizil im Obergeschoss des Postamtes im Zentrum.Über die Höhe des angestrebten Verkaufserlöses war nichts zu erfahren. Makler Maus bietet derzeit 12 Postämter im Internet an. Für die Türkheimer Post, vom Aussehen her ähnlich wie die Marktoberdorfer, werden 200 000 Euro Erlös angestrebt. Der Preis für das Marktoberdorfer Gebäude werde 'sicherlich etwas höher liegen', meinte Maus.