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Portrait: Oberstdorfer Bergführer gründete vor über 40 Jahren die Firma Globetrotter

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Portrait: Oberstdorfer Bergführer gründete vor über 40 Jahren die Firma Globetrotter

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    Der Mann hat etwas zu erzählen. Und deshalb ist es gut, sich etwas Zeit zu nehmen, wenn man sich mit Peter Lechhart treffen will. Zum Beispiel im Oberstdorfer Trettachtal. Dort steht Lechharts altes Bauernhaus aus Holz mit traumhafter Sicht auf die Trettach-Spitze, die wie ein Wächter über dem Tal thront.

    Peter Lechhart (69) ist gelernter Automechaniker, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer, Filmemacher, Abenteurer und schließlich Mitgründer des Natursport-Ausrüsters Globetrotter mit sechs Filialen in Deutschland. Demnächst eröffnet der siebte Globetrotter-Stützpunkt - in München. Aus einem kleinen Ausrüstungsgeschäft ist ein Unternehmen mit 230 Millionen Euro Jahresumsatz geworden - Marktführer der Branche in Europa.

    Zum Bergsteigen gekommen ist Lechhart über seinen Vater, der ihn schon als Kind auf die Allgäuer Berge mitnahm. Die weiteren Stationen waren dann wie bei vielen: der erste Kletterkurs 1956 auf der Fiderepaßhütte, wenig später dann als junger Bursche mit Freunden die klassischen schweren Touren in den Allgäuer Bergen. "Während meiner Lehre bin ich dann zum fanatischen Kletterer geworden", erzählt Lechhart.

    Zusammen mit Andi Heckmair, dem Sohn des legendären Eiger-Nordwand-Erstbegehers, schloss er mit 21 Jahren die Berg- und Skiführerausbildung ab.

    Filme gemacht

    Es folgten Jahre als Führer, in denen er oft über 200 Tage im Jahr am Berg unterwegs war - im Sommer wie im Winter. Eher zufällig ergab sich für ihn ein zweites berufliches Standbein: Lechhart drehte einen Film über eine Allgäu-Durchquerung und überzeugte damit die Verantwortlichen beim Bayerischen Fernsehen. Von nun an war der Oberstdorfer Bergführer also auch als Filmemacher unterwegs.

    1970 zog die Familie mit drei Kindern nach Hamburg um. Weil Lechharts Frau näher bei ihrem Vater sein wollte, für dessen Betrieb sie die Buchhaltung machte. Wie bitte? Von Oberstdorf nach Hamburg? "Für mich war das eigentlich kein Problem", schildert der Alpinist: "Ich bin auch Paddler und habe dann mit dem Segeln angefangen." Und mit seinen Filmen war er nun eben nicht mehr für den Bayerischen Rundfunk, sondern für den Norddeutschen tätig. Ein ganzes Buch schreiben könnte Peter Lechhart über die Grönland-Durchquerung im Jahr 1970, mit der Expeditionsgeschichte geschrieben wurde. Der mittlerweile verstorbene Bergführer Michel Dacher aus Peiting, damals einer der besten Höhenbergsteiger, gehörte genauso wie der junge Arved Fuchs zum Team.

    Die Globetrotter-Erfolgsgeschichte begann 1979. Zusammen mit Klaus Denhart eröffnete Lechhart einen Laden für Bergsportausrüstung in Hamburg. "Zum Sortiment gehörten Rucksäcke, Schlafsäcke, Kocher, Bekleidung und beispielsweise auch Landkarten", erzählt Lechhart. "Den Laden hatten wir dann bis Mitte der 80er Jahre."

    Dann sei man in neue Geschäftsräume umgezogen, die trotz 800 Quadratmetern bald zu klein wurden. Mit der Maueröffnung folgte 1989 eine Filiale in Dresden. Weitere folgten in Köln, Berlin, Frankfurt und Bonn. Peter Lechhart hat sich inzwischen aus dem Unternehmen zurückgezogen und die Anteile an seine Kinder übertragen.

    Neue Filiale mit Kältekammer

    Die derzeit noch im Bau befindliche Globetrotter-Filiale in München wird demnächst eröffnet. Dort wird es eine Kältekammer für Schafsack-Tests geben. Außerdem eine Druckkammer, in der Verhältnisse wie in 8000 Metern Höhe simuliert werden können. Rund 1300 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen heute, dessen Katalog in einer Auflage von einer Million erscheint. 5,5 Millionen Euro hat Globetrotter in Schleswig-Holstein in eine Outdoor-Akademie investiert. Kurse, Seminare und Fortbildungen für Kunden und Mitarbeiter stehen hier auf dem Programm. "Eine Art Bergschule", sagt Lechhart. Auch im Allgäu soll so etwas demnächst enstehen. "Wir sind auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie", verrät er. "Wir" sagt er - obwohl er eigentlich nicht mehr dazugehört. Aber: die Firma Globetrotter ist das Lebenswerk des Globetrotters.

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