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Pommesstreit tobt ums Trampiland

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Pommesstreit tobt ums Trampiland

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    Marktoberdorf(vit). - Seit zwei Monaten sind die Türen zum 'Trampiland' in Marktoberdorf geschlossen (wir berichteten). Am Eingang verweist Betreiberin Anke Paulus auf einen 'Rechtsstreit' als Grund für die vorübergehende Schließung des 'Freizeitparks in der Halle'. Pommes beim Kindergeburtstag werden letztlich als Anlass genannt, warum die Spielgeräte ungenutzt in der früheren Tennishalle stehen. Denn Roland Lyschik, Wirt des benachbarten 'Fentilator', stellt zwar klar, dass er absolut nichts gegen die Kinder-Freizeihalle habe. Wogegen er sich aber wendet: In der Halle, die einer österreichischen Bank gehört, wurde die Gastronomie ausgeweitet, obwohl im Grundbuch ein Konkurrenzverbot verbrieft ist. Familie Paulus verweist hingegen darauf, dass ihr der Pachtvertrag den Bistrobetrieb genehmige. Nein, er wolle den Kindern sicher nicht verbieten, Pommes beim Kindergeburtstag im Trampiland zu essen, stellt Roland Lyschik klar. 'Es geht um die Speisewirtschaft, die als Konkurrenzbetrieb neben dem Fentilator eingerichtet wurde, und nicht nur um Pommes', bekräftigt der Wirt. Die Begriffe Fritteuse und Bistro führen schnell zum Gaststättenrecht, das neben dem Beherbergungsbetrieb zwei Arten der Gastronomie kennt: In einer Schankwirtschaft, wie sie bereits früher in der Tennishalle bestand, gibt es nur Getränke und vorbereitete kleine Speisen. In einer Speisewirtschaft hingegen werden die Gerichte in einer eigenen Küche zubereitet. Eben hier gehen die Auffassungen im Pommesstreit auseinander und haben schon vor Gericht geführt. Wie die Recherchen unserer Zeitung ergaben, wurde Lyschik als Fentilator-Besitzer vor der beabsichtigten Nutzungsänderung für das Trampiland von einer österreichischen Bank (Verpächter der ehemaligen Tennishalle) gefragt, ob er Einwände gegen die Neuerung habe. Lyschik stimmte dem Indoor-Freizeitpark zu unter der Bedingung, dass der neue Nachbar seiner Gaststätte bei Speisen keine große Konkurrenz mache. Eine entsprechende Grunddienstbarkeit wurde ebenso notariell festgeschrieben, wie dies auch bei den dortigen Kegelanlagen geregelt ist. Dem entsprechend wurde im wenig später geschlossenen Pachtvertrag zwischen der Bank und Anke Paulus auch nur ein Bistrobetrieb im Indoor-Freizeitpark erlaubt, der aber ausdrücklich keine Fritteusen zulasse.

    'Keine Fritteusen' duften Wenig später wurde aber im Trampiland eine eigene Küche mit Fritteuse eingerichtet. Denn vor allem Arrangements für Kindergeburtstage finden dort Zuspruch und neben Spaß und Spiel gehören dazu Pommes und Würstel. Doch das allein war noch nicht der Grund für den Rechtsstreit: Der Fritteusenduft weht aus rund drei Metern Entfernung in die Wohnung des Wirts und so zog Lyschik vor Gericht, um eine Klärung herbeizuführen. Nun untersucht ein Gutachter die Gerüche. Das Verfahren nimmt fast schon groteske Züge an. Denn ein Kemptener Richter, so Lyschik-Anwalt Christian W. Huber, habe die Ansicht vertreten, dass das Verbot von 'Fritteusen' (Mehrzahl) in der Grunddienstbarkeit 'eine Fritteuse' (Einzahl) erlaube. Ein Parkverbot für Busse sei auch kein Freibrief zum Abstellen eines einzelnen Busses, meint Huber dazu. Aus seiner Sicht rechtfertige der juristische Streit auch keine (vorübergehende) Schließung des Trampilands. Denn noch habe das Gericht die Fritteuse nicht verboten oder Auflagen für die Abluft gemacht. Wie dem auch sei. Der Pommesstreit ums Trampiland, das seit Ende Juni 'bis auf weiteres' geschlossen ist, geht weiter. Die Freizeithalle, so Paulus, sei in den acht Monaten zuvor besser gelaufen als erwartet. Obwohl man noch keine Tourismus-Hauptsaison geöffnet hatte, seien bereits 40000 Gäste gekommen: 'Unsere Erwartungen wurden übererfüllt.' Aus diesem Grund wolle man die 3000 Quadratmeter große Halle so schnell wie möglich wieder öffnen. Die Spielgeräte, Trampoline, Kletterberge und Elektroautos, die vor allem für Kinder attraktiv sind, stehen noch in den Räumen. Wann sie wieder bespielt werden, ist ebenso offen wie die Frage, ob es dann beim Kindergeburtstag noch Pommes gibt.

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