Bidingen | bs | Peter Lipp ist in seinem Element, wenn er an seinem alten Käfer herumbasteln kann. Noch größer ist seine Freude aber, wenn er mit seinem Käfer Rennen fahren kann. Und der 46-jährige Bidinger fährt nicht irgendwelche Rennen, sondern Autocross(siehe Info-Kasten). Peter Lipp ist auch kein Halbstarker, der seine ungezügelten Emotionen an einem Motor auslassen muss, sondern ein gesetzter Familienvater - mit einem ausgeprägten Hang zum Motorsport.
Vor 20 Jahren hörte er vorerst auf, auf tollkühnen Kisten durch Schlamm, Dreck und Wiese zu sausen und konzentrierte sich auf das Wesentliche im Leben: Haus bauen, Familie gründen, arbeiten. "Ich bin einfach ruhiger geworden", sagt Lipp, der im "Hauptberuf" bei Fendt in Marktoberdorf arbeitet. Mittlerweile ist er aber wieder ein bisschen wilder. Nach einem Intermezzo in die Motorradszene hat er sich inzwischen wieder einen Käfer gekauft. Und mit diesem brauste er in dieser Saison in sechs Rennen sechsmal aufs Podest.
Den 800 Kilogramm schweren Wagen kaufte er im Juni 2007 von einem Kollegen. "Der Wagen hat mal gebrannt und sah furchtbar aus", erzählt Lipp.
Nach Umbauarbeiten über den gesamten vergangenen Winter, in denen vom ursprünglichen Gefährt außer dem Chassis nicht viel übrig blieb, sieht der Käfer wieder richtig schnittig aus. "Ich bin halt einer, der immer was zu tun braucht", sagt Lipp und lächelt verschmitzt. Bei der Frage, warum er nach so langer Zeit überhaupt wieder angefangen hat, muss Peter Lipp nicht lange überlegen: "Das steckt einfach in mir drin."
Und so fuhr er 2008 sein erstes Rennen nach 20-jähriger Pause. Zusammen mit "Schmierer" Max, der für die Technik zuständig ist, und Hubert ("Mein Mädchen für alles") fuhr er zum ersten Rennen nach Trier. In diesem Wettbewerb haben die drei Freunde dann erstmal nichts geholt - oder "so richtig ins Klo gelangt", wie Lipp es ausdrückt.

Video
Hitze und Sturm, Käfer und Notfällung: Noch ein Katastrophenjahr für den Wald
Beim zweiten Rennen, dem Künzelsauer Autocross, sah es dann schon ganz anders aus. In seiner Klasse (bis 1,8 Liter) wurde Lipp Zweiter und fuhr dann im Rennen mit den Schnellsten aller Klassen auf den dritten Platz. "Wahnsinn", entfährt es dem sympathischen Mann, wenn er davon erzählt. Bei den vier folgenden Rennen eroberte Lipp dann noch weitere Erfolge. Das vor 20 Jahren zuletzt benutzte Pokal-Regal in Lipps Garage, die auch als Werkstatt dient, hat inzwischen einen Anbau bekommen. Aber auch der ist inzwischen voll.
Finanziert wird das relativ teure Hobby von Sponsoren - nach denen Lipp übrigens immer sucht - und aus der eigenen Tasche. Die Haare frisst ihm seine Leidenschaft aber trotzdem nicht vom Kopf, denn Peter Lipps Devise ist es, aus wenig viel zu machen.
"Alles kaufen, das ist keine Kunst", meint Lipp. Das Risiko bei diesen Veranstaltungen schätzt Lipp als nicht besonders hoch ein: "Klar kann immer was passieren, aber die Technik und das Material von früher sind sehr zuverlässig", sagt Lipp. Und außerdem ist ihm ohnehin ankommen das Wichtigste.
Der Unterstützung seiner Familie kann sich Lipp im Übrigen sicher sein: "Die finden das schon gut." Und sie fahren zumindest als Foto in der Fahrerkabine immer mit. Das Einzige, was seine Tochter stört, ist, dass sie während der Saison ihr Auto nicht in der Garage parken kann, weil dort der Käfer steht. Doch auch das hat jetzt im Winter ein Ende, denn da wird das Gefährt eingemottet. Bis zum nächsten Jahr, wenn Peter Lipp wieder mit seiner tollkühnen Kiste unterwegs ist.