Wie immer beim Poetry Slam im Kempten Künstlerhaus ist der Preis flüssig. Eine Flasche Wodka gibt es für den Sieger. Doch das ist glücklicherweise Nebensache. Denn als Indiana Jonas seinen Preis in den Händen hält, hat das Publikum im proppenvollen Saal einen wortgewaltigen, witzigen Abend mit Schlussüberraschung erlebt.
Es ist wieder spannend, welche Geschichten sich die Slammer ausdenken und wie wortgewandt sie diese Gedanken dann auf die Bühne bringen. Da lässt ein Indiana Jonas die Worte nur so durch den Raum rasen, da kündigt Frank Klötgen (Berlin) allen Ernstes eine landwirtschaftliche Schauerballade über die skandinavische Bedrohung an, und ein Max Kennel gesteht – begleitet von seiner Gitarre – dass er es war, der Hollywoodschauspieler Heath Ledger getötet hat, weil seine Freundin auf ihn stand.
Und dann ist da noch Mario Brackenwagen aus Kaufbeuren, der sogar ein neues Genre erfunden hat: den Einsatz-Krimi mit Täter, Opfer und Motiv. 'Löffel für Löffel schöpfte Anna von ihrem selbst gemachten Gulasch, um es einzudosen in der Gewissheit, dass ihr Vater sie nie wieder anrühren wird.'
Entscheid per Applausometer
So geht es oft in den Texten: Ein ernstes Thema wird lustig verpackt, lässt in der Performance herzhaft auflachen und hinterlässt am Ende doch einen Moment des Nachdenkens. Den Sieg holt sich Indiana Jones mit einer Geschichte, in der es um einen geht, der 'nicht der Schnellste' ist, der dann doch durchs Leben rast und am Ende den dritten Schlaganfall hat. Per Applausometer, wie das bei den Poetry Slams üblich ist. Den allergrößten Applaus aber heimsen bei besagter Schlussüberraschung Max Kennel und Indiana Jonas gemeinsam ein: Sie singen für den Erhalt des Künstlercafés Kempten und beschreiben dabei, was sie dafür alles tun würden. Brüllend komisch. Nächster Poetry-Slam im Künstlerhaus am 26. Mai.
