Füssen | cl | Rund 300 Mitarbeiter der Füssener Firma PMG (ehemals Sinterstahl), Familienangehörige und Sympathisanten haben am Samstag mit einem Demonstrationszug durch die Stadt auf die prekäre Lage des Unternehmens und ihre Angst um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze aufmerksam gemacht. Sie trugen einen Sarg bei sich sowie 160 Kreuze für die in den vergangenen elf Jahren verlorenen Arbeitsplätze. Anlass ist die angekündigte Auslagerung der Instandsetzungsabteilung, für die 22 Facharbeitern zum Jahresende gekündigt wurde.
Bei der Versammlung am Stadtbrunnen drückte Betriebsratsvorsitzender Robert Breibeck die Hilflosigkeit und Verzweiflung des Betriebsrats und der Belegschaft in Bezug auf den mangelnden Dialog mit der Geschäftsleitung aus. Bürgermeister Paul Iacob stellte sich demonstrativ im Namen der Stadt hinter die Belegschaft, Bundestagsabgeordneter Klaus Barthel monierte die "Salamitaktik" im Umgang mit den Mitarbeitern und für die IG Metall appellierte Dietmar Jansen an die Politik, hier tätig zu werden.
Moderatorin Sonja Straub, die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei PMG, verlas diverse Solidaritätsadressen wie von den Betriebsratsvorsitzenden der Firmen Agco/Fendt, Marktoberdorf, Deckel Maho, Pfronten und Plansee Reutte sowie der katholischen Betriebsseelsorge der Diözese Augsburg.
Bürgermeister Iacob erinnerte an die PMG-Vorgängerin "Sinterstahl GmbH", als sich die Mitarbeiter noch als Teil einer Familie fühlten. Heute fühlten sie sich wie "unmündige Abhängige". Iacob bot sich als Vermittler zwischen Betriebsleitung und Mitarbeitern an.
Bittere Worte fand Betriebsratsvorsitzender Robert Breibeck. Die bei der Fusion mit Mitsubishi gemachten Versprechungen hätten sich ins Gegenteil verkehrt. "Auch die damals angekündigte Produktionslinie der Zukunft war nur ein leeres Versprechen", so Breibeck. Um die Wettbewerbsfähigkeit der PMG zu erhalten und zu steigern, habe der Betriebsrat über Jahre zig verschiedenen Arbeitsmodellen zugestimmt.

GÖNN DIR MEHR „ZEIT FÜR DICH"
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"Die Kollegen arbeiten nun in Gleitzeit, Normalschicht, in zwei und drei Schichten, in Dauernachtschicht mit variabler Arbeitszeit und dem Sonntag als Arbeitstag und vieles andere mehr."
Aufträge sind vorhanden
Die Auftragslage sei gut. Man habe teilweise sogar Leiharbeiter beschäftigt. Gewinnbringende Produkte jedoch wurden ins Ausland verlagert, versprochene Investitionen blieben aus und stetiger Druck löse mehr und mehr Demotivation und Existenzangst aus. Auch der erst im Juli versprochene Verzicht auf Kündigungen werde unterlaufen, wie die Auslagerung der Instandsetzung, einem "Herz der Produktion", gezeigt habe.
Als Vertreter der IG Metall forderte Dietmar Jansen PMG auf, Verträge und Vereinbarungen einzuhalten und die variablen Konzepte zusammen mit dem Betriebsrat umzusetzen, statt Angst und Schrecken zu verbreiten.
Drastisch drückte sich am Rande der Demonstration Sepp Bitzer aus, der seit 37 Jahren im Unternehmen, ist. Die Mitarbeiter würden komplett veralbert "und sind in den Augen von denen da oben nur noch eine Nummer ohne Rechte".