Memmingen (bsk). - Zahlreiche mittelalterliche Truppen werden in der Wallenstein-Woche (25. Juli bis 1. August) wieder einmal die Stadt Memmingen belagern. Die MZ stellt vor dem großen Einmarsch einige von ihnen vor. Los geht es heute mit der 390 Mitglieder umfassenden und somit größten Gruppe der Memminger Wallenstein-Spiele: den Pikenieren. Wie auch bei anderen Soldaten-Gattungen leitet sich die Bezeichnung der Pikeniere von der Art ihrer Bewaffnung ab. Die Pike, eine etwa fünf Meter lange Lanze mit Eisenspitze, war in Kriegs-Schlachten vom 15. bis zum 17. Jahrhundert eine effektive Waffe im Kampf gegen berittene Kavallerie-Einheiten. Dabei bestand die Hauptaufgabe der Pikeniere laut Wilfried Schwörer, Hauptmann der größten Wallenstein-Gruppe, darin, die Musketenschützen zu bewachen, während diese ihre Schießrohre mit Kugeln und Pulver nachluden. Genau wie die Kämpfer im Mittelalter, tragen die 235 aktiven Pikeniere der Wallenstein-Gruppe eine so genannte Halbrüstung, bestehend aus einem Brust- und Rückenpanzer sowie einem Blechschutz für die Schenkel. Außerdem schützen sich die Soldaten mit einem spitzzulaufenden 'Birnhelm'. 'Zu Beginn des 30-jährigen Krieges kämpften die Pikeniere - flankiert von Musketieren - in bis zu 1000 Mann starken quadratischen Haufen', erklärt Hauptmann Schwörer. 'Diese Formation nannte sich ,Igelstellung' oder ,Spanische Tercios'.' Kamen ihnen die Feinde doch einmal zu Nahe, hätten sich Pikeniere mit Schwertern verteidigt. Beim Memminger Wallenstein-Umzug stellt Schwörers Truppe mit Abstand den längsten Zug. Begleitet werden die 235 Soldaten von Frauen - den so genannten Marketenderinnen - und Kindern. Ihr Lager schlagen die Pikeniere in der Grimmelschanze auf. Neben den täglichen Exerzierübungen auf dem Marktplatz kann man die Lanzen-Träger außerdem bei zahlreichen Theateraufführungen bestaunen.
Reisen ins Ausland Laut Schwörer, der bereits seit 1980 bei den Pikenieren mitwirkt, trifft sich seine Gruppe nicht nur alle vier Jahre zu den Festspielen: 'Wir haben einen monatlichen Mitglieder-Stammtisch und regelmäßige Exerzier-Übungen.' Auch Reisen ins Ausland organisiere man hin und wieder. 'Wir waren beispielsweise schon bei berühmten Schlacht-Schauplätzen in England und den USA', erzählt der 62-Jährige.