Deutschlehrer würden an Piet Klocke vermutlich verzweifeln. Denn der Komiker bringt in seinem gut zweistündigen Programm im Kemptener Kornhaus kaum einen vollständigen Satz zusammen. Er setzt dazu an, bricht willkürlich ab und gibt dem so entstandenen Fragment mit einem weiteren unvollständigen Halbsatz eine vollkommen neue Wende.
Doch was jeden normalen Menschen im Gespräch mit seinem Gegenüber an den Rand des Wahnsinns treiben würde, hat Klocke zu einer ganz eigenen, sehr unterhaltsamen Stilform entwickelt. Durch seine spezielle Art des wirren Geschwafels spielt der Rotschopf mit der Fantasie des Publikums. Das müht sich ein ums andere Mal daran ab, in den rhetorischen Pausen den Satz zu vollenden. Und es scheitert erwartungsgemäß bei jedem Versuch an Klockes Gedankengängen. Das gilt natürlich auch dann, wenn er über die Komplexität der Evolution philosophiert und sich an Fragen aufreibt wie jener, ob ein Einzeller schizophren werden könne: Wenn der gefragt werde, 'Sind Sie mehrere?', müsse das arme Wesen doch scheitern.
Doch nicht immer haben Klockes Witze Tiefgang.
Getreu seinem selbstgewählten Motto 'Banalität kommt oft recht einfach daher' kann sich der Komiker in kühn kariertem Anzug, Pop-Art-Krawatte und wild fuchtelnden Händen auch über Unterwäsche aus Papier oder Sex auslassen. Aber selbst bei den schrägsten Gedanken kann man dem an einen zerstreuten Professor erinnernden Klocke nicht böse sein.
Die Rolle seiner Gegenspielerin übernimmt Sonja Sonnenschein alias Angelika Kleinknecht. Mit der extrem sparsamen Mimik einer 'Unschuld vom Lande' zeigt sie, dass Bühnenkunst nicht extrovertiert sein muss, um gut anzukommen. Zudem rundet sie das bunt zusammengewürfelte Programm mit Gesang, Saxofon- und Flötenspiel sowie einer kurzen, aber hörenswerten Sprechrolle ab.