Ob er das erste Klavierkonzert von Brahms für die erkrankte Evgenia Rubinova spielen könne, wurde der Pianist Hinrich Alpers drei Tage vor dem Auftritt gefragt. Er sagte ja – und siegte. Sein Auftritt mit den Münchner Symphonikern in der Klassikbox wurde ein Triumph. Ein Held war geboren, weshalb Beethovens 'Eroica' die passende 'Zugabe' nach der Pause darstellte.
Das d-Moll-Konzert gilt als dicker Brocken, als undankbar. Die Schwierigkeiten kommen nicht auf dem Präsentierteller daher, nicht als virtuose Effekthascherei. Solch symphonische Verzahnung zwischen Klavier und Orchester, solch komplexen Dialog gab es vor Brahms nicht. Hier sind nicht nur die Finger gefordert, sondern auch die Ohren. Selbst unter den Klassik-Stars gibt es wenige, die dieses Werk kurzfristig aus dem Ärmel schütteln.
Einem Gemälde mit dämonischen Gewitterwolken, aber auch zarten Lichtstimmungen, die in dieses Dunkel hineinbrechen, gleicht der erste Satz. Nach dem ersten Grollen des Orchesters glättet das Klavier erst einmal die Wogen.
Pinselstrich stimmt
Alle Farben, mit denen später das melancholische Adagio und das energisch zupackende Rondo gemalt werden, sind von Anfang an auf der Palette. Und von Anfang an stimmte der Pinselstrich, mit dem Alpers und das Orchester agierten.

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Der permanente Atmosphären-Wechsel des Kopfsatzes funktionierte. Da konnte man sich schon nach wenigen Minuten entspannt zurücklehnen in der Gewissheit, diese große Aufgabe wird gut über die Bühne gehen. Eine große Stunde, aus der Not geboren.
Dass sich Alpers zudem noch auf einen Flügel ungewohnter Marke einzustellen hatte, sei erwähnt. Auch seine Zugabe, Edvard Griegs lyrische Skizze 'Erotik', hatte das gewisse Etwas. Ein junger Pianist aus Norddeutschland, den man sich merken sollte. Vom besonderen Ambiente und der Akustik der Klassikbox war Alpers angetan. Dass man eine große Veranstaltungshalle dermaßen verwandeln könne, sei einzigartig.
Nach diesem furiosen Auftakt hatten die Symphoniker Gelegenheit, ihr Heldenstück abzuliefern. Na gut, die Hörner waren nicht immer voll orientiert. Doch für die rund 1000 Besucher war es dennoch eine umjubelte Sternstunde der Symphonik. Jede Orchesterabteilung lieferte mitreißend seine Visitenkarte ab. Nachholbedarf besteht aber noch beim Programmheft, aus Wikipedia abgeschrieben. Da sind wir bei den Meisterkonzerten von Dr. Franz Tröger in Kempten anderes gewohnt.