"Er war einfach ein außergewöhnlicher und vielseitiger Sportler." Ernst Trautwein kann es wie viele Eishockey-Stars der Fünfziger und Sechziger Jahre aus Füssen nicht fassen, dass Leonhard Waitl tot ist. "Wir dachten immer, der Hartl, der wird von uns allen am längsten leben, weil er geistig und körperlich so fit war", sagt Siegfried Schubert. Am Sonntag aber starb Leonhard Waitl im Alter von 70 Jahren.
Als "ehrlichen und fairen Sportsmann" beschreibt Markus Egen seinen Eishockeykameraden vom EV Füssen: "Er hat im Spiel weder sich noch seine Gegner geschont, aber immer fair." Von 1957 bis 1967 spielten sie Seite an Seite beim EV Füssen. Dann wechselte Leonhard Waitl zum FC Bayern München, später zum Augsburger EV. 1972 kehrte er zum EV Füssen zurück und beendete 1975 seine sportliche Laufbahn.
In diesen fast 20 Jahren wurde er über 100 Mal in die deutsche Nationalmannschaft berufen, trat bei vier Olympischen Spielen an und feierte mit den "Schwarzgelben" vom Kobelhang sechs deutsche Meistertitel. Er war Ausnahmespieler, das deutsche Talent schlechthin in dieser Zeit. "Als wir 1965 die Kanada-Reise gemacht haben, da hat man den Hartl mit den kanadischen Profis verglichen. Und die Teams dort haben ihn als Einzigen von uns richtig umworben", erinnert sich "Silla" Schubert.
Die Profikarriere in Nordamerika schlug er aus. Seine Chancen in Deutschland hat Leonhard Waitl genutzt. "Kein Mensch war ihm böse, im Gegenteil, als er damals nach München gegangen ist. Da konnte er gutes Geld verdienen", betont Markus Egen. "Und mit dem Geld, das er dort verdiente, hat er sich dann in Füssen sein Elektrogeschäft aufgebaut."
Als Geschäftsmann war Leonhard Waitl wie als Sportler: einsatzbereit, unermüdlich und zuverlässig - im Handwerk wie im Eishockey, beim Klettern, Segeln oder Drachenfliegen. Und wie er in dem Bereich war, war der Vater von zwei Kindern auch privat. Peter Schwimmbeck fasst es so zusammen: "Der Hartl war einfach ein Pfundskerl und ein richtiger Kamerad." (rea)