Pforzen/Marktoberdorf (oll). - Die umstrittene Recycling-Anlage für Gewerbeabfälle, deren geplante Ansiedlung in Ruderatshofen massive Bürgerproteste ausgelöst hatte, soll nun in ähnlicher Form in der ehemaligen 'Kiesgrube Scheibel' in Pforzen gebaut werden. Dies beschloss der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung. Wie berichtet hatte der Unternehmer Hubert Schmid (Marktoberdorf) versucht, die Anlage für die Bayerische Wertstoff Zentrum Gmb H (BWZ) im Gewerbegebiet der Gemeinde Ruderatshofen zu errichten. Dies wurde nach monatelangem Tauziehen und massiven Bürgerprotesten im dortigen Gemeinderat abgeschmettert. Als sich das Scheitern des Projektes in Ruderatshofen abzeichnete, suchte Schmid nach Alternativen und wurde in Pforzen fündig. Gesellschafter der BWZ sind die Unternehmen Dörr (Kempten), Wittmann (München) und Hubert Schmid (Marktoberdorf).
Positive Rückmeldung Bereits am 10. Januar wurde Schmids Anliegen laut Bürgermeister Max Haug im Pforzener Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung 'intensiv behandelt' und von den Räten durchweg positiv aufgenommen. Der Standort an der Kreisstraße 6 zwischen Germaringen und Pforzen, die ehemalige Kiesgrube 'Scheibel', biete für Investor und Gemeinde wesentliche Vorteile, wie es in der Gemeinderatssitzung hieß. Abgeschirmt durch die 'Eintiefung' von rund 15 Metern könne man in der Anlage Wertstoffe aufbereiten, ohne die Umwelt durch Lärm zu beeinträchtigen. Durch Anpflanzungen der Grubenränder könne möglicher Lärm weiter gemindert werden. Schmid wies bei der Sitzung auf die Notwendigkeit hin, zeitweise auch rund um die Uhr arbeiten zu können. Der Anlieferverkehr sollen über die B12 rollen. Ortsdurchfahrten würden so vermieden. Im Gemeinderat schätzte man sich offensichtlich glücklich, einen Gewerbebetrieb ansiedeln zu können, der 25 Arbeitsplätze bietet. Laut Bürgermeister Max Haug 'ist die Firma Schmid in Pforzen hoch willkommen'. Bei dem Vorhaben handelt es ich um ein so genanntes 'Vorhaben bezogenes Industriegebiet'. Schmid, der Eigentümer der Kiesgrube, kann also mit einem verkürzten Genehmigungs-Verfahren rechnen. Zählen kann die Gemeinde mit der Unterstützung des Landratsamts. Haug zufolge 'würde Landrat Johann Fleschhut es begrüßen, wenn die Anlage im Landkreis Ostallgäu bleibt'. Gegenüber der AZ äußerte Haug nach der Sitzung, er freue sich über das eindeutige Votum des Gemeinderats. Allerdings wolle er 'Gegenwind aus der Bürgerschaft' nicht ausschließen.
Verbrennung ausgeschlossen Eine thermische Behandlung von Wertstoffen, deren Verbrennung also, habe der Investor ausgeschlossen, so Haug. Es würden lediglich Wertstoffe angeliefert, sortiert, verladen und wieder abtransportiert. Er gehe davon aus, dass so genannte Satelliten-Firmen, die direkt oder indirekt mit der Recycling-Anlage im Zusammenhang stehen, sich in ihrer Nähe ansiedeln werden, sagte der Gemeindechef. Die Beschlüsse, die das Gremium nach den Beratungen in diesem Zusammenhang einstimmig fasste, beinhalten die Änderung des Flächennutzungsplans, die Aufstellung des Bebauungsplans für das Industriegebiet 'Straßfeld' sowie die Vergabe des Planungsauftrags und des Auftrags zur Erstellung des Umweltberichts.