Jugendhilfe Kostensatz soll Unterhalt und Erziehungsarbeit abdecken Im Oberallgäu leben 105 Kinder und Jugendliche in 68 Pflegefamilien">

Artikel: Pflegeeltern verdienen sich keine goldene Nase

28. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Jugendhilfe Kostensatz soll Unterhalt und Erziehungsarbeit abdecken Im Oberallgäu leben 105 Kinder und Jugendliche in 68 Pflegefamilien

Sonthofen/Oberallgäu | uw | Eine goldene Nase verdienen sich Pflegeeltern nicht, auch wenn die gezahlten Sätze auf den ersten Blick hoch erscheinen. Doch das Geld soll ja nicht nur den Unterhalt für das Pflegekind (wie Essen, Kleidung, Kinderzimmer und Verbrauchsmaterial) abdecken, sondern den Pflegeeltern auch eine geringe Entlohnung für ihren 24-Stunden-Job bringen.

Über zwei Millionen Euro Mehrausgaben gegenüber dem Etatansatz erwartet das Jugendamt 2008. Wenn dann bei Pflegekindern pro Monat bis zu 1620 Euro Gesamtkosten anfallen können, grübelt mancher, ob da nicht zu viel gezahlt wird. Doch den Spitzensatz erhalten nicht die Pflegeeltern. Er entsteht laut Jugendamtsleiter Martin Bartl, wenn im Ausnahmefall zusätzliche therapeutische Leistungen nötig sind.

In den meisten Fällen leben betroffene Kinder und Jugendliche komplett in Pflegefamilien, auf Jahre. Diesen Pflegeeltern zahlt das Jugendamt derzeit monatlich zwischen 631 und 905 Euro. Die Summe hängt vom Alter des Kindes ab und davon, wie schwierig es ist.

Ein Beispiel: Für ein Kind ab 13 Jahren erhält eine Pflegefamilie auf jeden Fall monatlich 582 Euro Unterhalt, pauschal 20 Euro für Besonderes und 203 Euro Erziehungsgeld. Also insgesamt 805 Euro. Der Betrag könnte je nach den Problemen des Kindes auf bis zu 1055 Euro steigen.

Jugendamtsleiter Bartl ist bewusst, dass die wenigsten normalen Familien für ihren 13-jährigen Sprössling 582 Euro zur Verfügung haben. Doch das sei letztlich nur ein Problem der vom Bayerischen Landkreistag empfohlenen Kostentabelle: Denn die weist den Unterhalt hoch und das Erziehungsgeld niedrig aus. 203 Euro seien für die Arbeit und Verantwortung, die Pflegeeltern ja letztlich rund um die Uhr tragen, eine vergleichsweise sehr geringe Entlohnung, so Bartl.

Leibliche Eltern zahlen zu

An den Ausgaben müssen sich die leiblichen Eltern im Rahmen ihres Einkommens beteiligen. Da es sich jedoch häufig um Geringverdiener handelt, kommt nicht so viel herein: Die Kosten für Pflegefamilien im Oberallgäu decken die Angehörigen nur zu etwa 7,5 Prozent ab. Insgesamt hat der Landkreis aktuell 105 Kinder und Jugendliche in 68 Pflegefamilien untergebracht. Zwei Drittel der Familien haben ein Pflegekind. Die Rückführung zu den leiblichen Eltern ist relativ selten.