Marien-Gymnasium gibt Eltern praktische Tipps für die richtige Ernährung ihrer Kinder Kaufbeuren (bkl). Weil ihn der Wirsingsalat am meisten interessierte, hat sich Ralf Geschwendner in die vierte Reihe gestellt. Dort, wo außerdem noch Pizza-Brötchen und ein Melone-Nachtisch auf dem Speiseplan stehen. Nun schneidet er fleißig Hartkäse in Streifen und unterhält sich mit den anderen Hobby-Köchen, die sich in der Schulküche des Kaufbeurer Marien-Gymnasiums versammelt haben. 'Lust auf Gesundes' heißt die Veranstaltung, zu der die Schule alle Eltern der fünften Klassen eingeladen hat. In Theorie und Praxis wird ihnen einen Abend lang Wissenswertes über gesunde Ernährung für Jugendliche vermittelt. 16 Mütter und ein Vater sind gekommen.
'Ich koche gerne und war neugierig, was ich hier dazulernen kann', erzählt Geschwendner, der an diesem Abend nur von Frauen umgeben ist. Auf dem ersten Blick unterscheidet er sich jedoch nur unwesentlich von ihnen. Denn alle haben zum Kochen eine Schürze umgebunden und eine weiße Haube aufgesetzt. Begeistert ist der Vater vor allem von den Tipps, die er zu Getränken bekommen hat. 'Darüber weiß man eigentlich viel zu wenig.' So war ihm nicht bekannt, dass H-Milch ebenso gesund ist wie Vollmilch.
Bevor sich die Eltern zum gemeinsamen Kochen in der Schulküche getroffen haben, folgten sie einem knapp 90-minütigen Vortrag von Christine Seidl. Die Ernährungsberaterin beim Amt für Landwirtschaft, die zusammen mit dem Marien-Gymnasium die Veranstaltung erarbeitet hat, ging dabei zunächst auf das Essverhalten Zehn- bis Zwölfjähriger ein. Dabei wies sie auch auf die Gefahr von Essstörungen hin und machte den Eltern bewusst, dass sie es sind, die Kindern täglich 'gesundes Essen vorleben müssen'. Den Schwerpunkt legte Seidl bei ihrem Vortrag auf Getränke und Milchprodukte.
Erfahrungen ausgetauscht
Praktische Anregungen und neue Ideen bekommen die Eltern schließlich am Kochherd. Neben den Ernährungsberaterinnen Christine Seidl und Margarete Klein stehen noch Sabine Rank, Schulpsychologin am Gymnasium, und zwei Hauswirtschafts-Lehrerinnen den Köchen zur Seite.
Sabine Rank, die in den fünften Klassen weitere Projekte zur Ernährungsberatung leitet, freut sich vor allem über die lebhafte Unterhaltung in der Küche. Denn während die Eltern Salat waschen, Radieschen und Äpfel raspeln, Hefeteig anrühren und Pellkartoffeln schälen, werden jede Menge Erfahrungen ausgetauscht.
Elisabeth Markthaler ist von den Rezepten begeistert. 'Es sind viele schnelle Sachen dabei, die trotzdem gesund sind. Für mich als Berufstätige ist das ganz toll.' Auch Brigitte Franz aus Mauerstetten ist angetan. 'Ich finde es ganz wichtig, dass Eltern gesundes Essen vorleben. Woher sollen die Kinder es sonst lernen?', fragt sie eine andere Mutter, während sie Zwiebeln für Sauerkrautsemmeln anbrät. Eine andere Teilnehmerin ist überrascht, dass sie so viele neue Rezepte kennen lernt. 'Damit habe ich nicht gerechnet. Die will ich alle zu Hause ausprobieren.'
Die zwölf Speisen, die an diesem Abend zubereitet werden, sind nicht nur gesund und schnell fertig. 'Sie sind vor allem pfiffig und sprechen Jugendliche an', erklärt Sabine Rank. So gibt es beispielsweise Kartoffeln mit Dip, Symbolgebäck, Apfel-Tiramisu, Erdbeerbutter und Pizza-Schnecken. 'Es sind ausgefallene Sachen, die gut schmecken. Und vielleicht bekommen die Mädchen zu Hause Lust, die Rezepte selbst auszuprobieren.'