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Artikel: Pfanner: Der schlimmste aller Fälle

30. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Nachdreh Was Westallgäuer Politiker zur Landtagswahl sagen - SPD-Kreisvorsitzende zufrieden mit dem Ergebnis

Westallgäul pem, sam lDer Scheidegger Bürgermeister Uli Pfanner spricht vom "schlimmsten aller Fälle". Die Wahlniederlage am Sonntag wirkt nicht nur bei dem stellvertretenden CSU-Kreisvorsitzenden nach.

Wundenlecken war auch gestern bei der CSU angesagt. "Es gibt nichts zu beschönigen. Das Ergebnis ist eine Katastrophe", sagt Pfanner. Die Ursache für das Debakel sieht er weniger im Duo Huber/Beckstein als in deren Vorgänger Stoiber. Mit einem super Wahlergebnis 2003 im Rücken habe der frühere Ministerpräsident gemeint, von Bayern aus Bundespolitik betreiben zu müssen. "Bayern sollte überall schneller, besser sein, egal ob es um die Einführung des G8 oder einen Haushalt ohne Nettoneuverschuldung ging", sagt Pfanner. Dabei habe die Regierung den Bürger nicht mitgenommen. Pfanner: "Gegen das G 8 an sich sagt kaum jemand etwas, aber wie es hoppla-hoppla überstürzt eingeführt worden ist, geht halt nicht."

Keine Chance auf einen Sitz im Landtag hatte der Lindenberger CSU-Ortsvorsitzende Thomas Goebel. Listenplatz 117 war "keine so großartige" Ausgangsposition. Dennoch freut er sich sehr über das Vertrauen der Lindenberger: 943 Stimmen und damit die meisten Zweitstimmen in der Stadt. Über den "dramatischen Einbruch" seiner Partei ist er erschüttert. Im Gespräch mit dem Bürger habe er immer wieder Kritikpunkte hören können. "Da sind von oben her Entscheidungen gefällt worden, die der Bürger nicht nachvollziehen konnte." Goebel nennt in diesem Zusammenhang die Schul- und Bildungspolitik, mit der Zusammenlegung von Schulen und dem G8. "Aber ich habe auch viel mit Wirten gesprochen, die mit der Art und Weise der Einführung des Rauchverbots nicht einverstanden waren", sagt er.

Verluste einstecken musste auch die SPD. Trotzdem ist die Kreisvorsitzende Claudia Sigolotto "sehr zufrieden mit dem, was wir erreicht haben." Dass ihre Partei im Stimmkreis mit knapp elf Prozent hinter den Grünen und Freien Wählern zurückgeblieben ist, erklärt sie mit einem "hin- und hergerissenen Wähler". Natürlich sei es das Ziel, Stimmen zu gewinnen, aber machmal müsse man mit Dingen einfach zufrieden sein. Eine gute Arbeit bescheinigt sie dem Direktkandidaten Bernd Haberkorn. "Er tut mir sehr leid, denn er ist ein sehr guter und sehr fähiger Mann", sagt Sigolotto.

Bedauerlich findet es die Kreisvorsitzende, dass in Sachen Wahlkampf "viele gute Leute" andere Verpflichtungen hatten, schon lange vorher ausgebucht waren und deshalb nicht in den Landkreis gekommen waren.

Weniger zufrieden ist Helmut Böller, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion. "Wir wollten über 20 Prozent bekommen und keinesfalls schlechter sein als 2003. Beides ist uns nicht gelungen", sagt er. Hauptgrund ist für ihn eine "bundespolitische allgemeine Unsicherheit". Problem seien auch die Linken, die "sich ausschließlich aus unserer Wählerschicht zusammensetzt". Ein Lichtblick sei nur der "langersehnte Bruch der absoluten Mehrheit". Das sei ein "gewisser Fortschritt in Richtung Demokratie", glaubt Böller.

Grund zur Freude haben dagegen die Freien Wähler. Mit 24 Prozent war Röthenbach wieder ihre Hochburg im Westallgäu. Bürgermeister Bert Schädler, selbst ein Mitglied der FW, hat das Bayern-Ergebnis "sehr überrascht". Und zwar sowohl das der CSU als auch das der eigenen Gruppierung. Schädler hat das landespolitische Engagement seiner Gruppierung immer kritisch gesehen, er gewinnt ihr aber auch Vorteile ab, "vorausgesetzt unsere Leitlinien werden umgesetzt." Dazu gehört eine Abkehr von der "Regelungswut". "Man muss den Bürgern und den Gemeinden mehr Freiheit geben. Sie wissen vor Ort selber am Besten, was sie brauchen oder nicht." Eine Koalition mit der CSU will Schädler nicht ausschließen, vorausgesetzt die Leitlinien der FW lassen sich darin umsetzen. "Wenn das nicht geht werden wir unglaubwürdig. Dann ist die Opposition besser".