Memmingen (pak). 'Wenn ich durch die Kempter Straße laufe, sehe ich dort fast keine Menschen', sagt Peter Zott. 'Höchstens einen Anwohner, der zu seiner Wohnung will.' Und weil deshalb auch keine Kunden unterwegs seien, musste der 59-jährige nach eigenen Angaben sein Geschäft 'Antiquitäten und Gebrauchtwaren Zott' nach 35 Jahren in der Kempter Straße aufgeben. In dem 'Trödelladen' gab es alles: von alten Musikinstrumenten über Porzellan und Kleinmöbeln bis hin zur Märklin-Modelleisenbahn. 'Unsere Regale waren übervoll. Wir hatten sicher 20000 Artikel', erzählt Uschi Zott stolz. Jetzt ist davon fast nichts mehr übrig. Einige letzte Kunden betraten das Geschäft und stöberten in den paar Sachen, die noch nicht verkauft worden waren. Zott hatte Stammkunden aus aller Herren Länder: 'Ein Mann aus Florida hat immer wieder bei uns eingekauft. Vor allem Kuhglocken', lachen Peter und Uschi Zott. Aber es habe natürlich auch die Laufkundschaft gegeben. Als vor mehr als drei Jahrzehnten in der Kempter Straße ein kleiner Laden frei wurde, dachte sich Peter Zott, dass man daraus etwas machen könne. 'Es war eine Eingebung, dass ich es mit Antiquitäten versuchen sollte', erinnert er sich.
Über Jahre lohnte sich das Engagement auch, doch jetzt musste er das kleine Geschäft schließen. 'Die Innenstädte bluten aus', sagt Zott; ein kleiner Laden habe keine Überlebenschancen. 'Es gab auch niemanden, der ihn hätte weiterführen können. Keiner geht in Innenstädte, die tot sind.' Die große negative Wende sei nach der Einführung des Euro gekommen. Dazu die Arbeitslosigkeit, das könne kein Geschäft verkraften, so Zott. Er und seine Frau erinnern sich aber gerne zurück an die Tombolas, die sie aus Warenbeständen zugunsten des Memminger Tierheims organisierten. 'Viele Persönlichkeiten haben uns besucht', erzählt Uschi Zott und ihr Mann Peter holt einen Stapel alter Poster aus einem Regal hervor. Dort sind Prominente wie Kurt Felix, Wolfgang Fierek und Helmut Fischer zu sehen. 'Es waren auch immer Politiker aus der Gegend da, wie Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, Ignaz Kiechle, Landwirtschaftsminister Josef Miller oder Herbert Müller. An die Prominenten kamen wir über Beziehungen', erklärt Peter Zott. 'Wir hatten einfach einen guten Namen.' Die Erlöse aus den Tombolas seien komplett dem Tierheim zugute gekommen. Beide sind sich einig, dass sie in den 35 Jahren ihrer Geschäftstätigkeit so einiges erlebt haben.