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Peter Kraus versprüht auf der Kemptener Big-Box-Bühne mehr Energie als manch junger Musiker

Konzert

Peter Kraus versprüht auf der Kemptener Big-Box-Bühne mehr Energie als manch junger Musiker

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    Mit einer Mischung aus Musikrevue und Motivationsveranstaltung begeisterte Peter Kraus das Publikum in der Big Box in Kempten. Einerseits nahm der Sänger seine rund 1300 Zuhörer mit auf eine Reise durch über 50 Jahre Musikgeschichte.

    Andererseits wollte er sie immer wieder davon überzeugen, dass man auch im fortgeschrittenen Alter noch ein echter Rocker sein kann. Damit stieß der 73-Jährige beim Publikum auf offene Ohren. Fast durchgehend in Ehren ergraut fand es mehr Gefallen an den flotten Rocknummern als an den eher braven Schlagerstücken. Das zeigte sich vor allem zum Schluss des Konzerts. Als Peter Kraus und seine Band auf der Bühne 'Rockin’ all over the world' der britischen Band Status Quo anstimmten, wollte man seinen eigenen Augen nicht trauen. Vor der Bühne sammelten sich plötzlich Dutzende Seniorinnen – die Haare fein säuberlich zum Dutt hochgesteckt – und tanzten mit so viel Energie, dass sich manch jünger Zuhörer davon eine Scheibe hätte abschneiden können. Auch der Auftritt mit langen ZZ-Top-Bärten und aufblasbaren Gitarren riss das Publikum mit.

    Eher auf zurückhaltende Resonanz stießen dagegen die Schlager aus der neueren Zeit, die Peter Kraus zusammen mit seinem Sohn Mike präsentierte. Ihnen fehlte einfach die Energie der Klassiker. Das Publikum wollte sich offensichtlich nicht nur berieseln lassen, sondern freute sich über die Frischzellenkur von der Bühne. Bestes Beispiel dafür war der erste Auftritt von Andy Lee Lang, der das Publikum mit einem soliden und schwungvollen Boogie-Woogie am Klavier aus der anfänglichen Schlagermusik-Lethargie holte. Gute, authentische Rock-Rhythmen reißen eben immer mit.

    Da ist es fast schon Ironie des Schicksals, dass 'Sugar Baby', der größte Hit von Peter Kraus aus dem Jahr 1958, nicht aus dem Rock’n’Roll sondern aus der Countrymusik stammt. Aber auch wenn er musikalisch kein echter Rocker ist, in seinem Herzen scheint er es zu sein. In seinen Ansagen ruft er das Publikum immer wieder dazu auf, das Leben mit viel Schwung anzugehen, nicht aufzugeben und auch mal gegen gesellschaftliche Konventionen zu verstoßen. Weil Kraus im gleichen Atemzug mit seinem gehobenen Alter kokettiert, wirken diese Aussagen nicht aufgesetzt. Sie erklären viel mehr, weshalb Kraus für seine 73 Jahre immer noch erstaunlich jung wirkt.

    Zur Qualität des Abends trugen auch die Sänger und Tänzer bei. Sehr synchron und gut abgestimmt zeigten die sechs Männer und Frauen eine Leistung, wie sie selbst bei großen Musical-Produktionen nur selten zu sehen und zu hören ist.

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