Benefizkonzert Geiger József Lendvay musiziert mit virtuoser Technik, aber die Lebendigkeit fehlt - 3000 Euro an Spenden">

Artikel: Perfektes Spiel, wenig Ausdruck

10. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Benefizkonzert Geiger József Lendvay musiziert mit virtuoser Technik, aber die Lebendigkeit fehlt - 3000 Euro an Spenden

Von Paul-Gerhard Valeske |WeitnauEine besonders schöne Kombination ist die Verbindung von Kunst und Wohltätigkeit. So lud das Hilfswerk Weitnau zu einem Weihnachtskonzert zugunsten bedürftiger Menschen in die Pfarrkirche St. Pelagius in Weitnau ein. Der schöne Kirchenraum mit seiner guten, leicht halligen Akustik, das Programm mit Musik von Bach und Pachelbel sowie der hochgepriesene Violinvirtuose József Lendvay versprachen ein besonderes Erlebnis.

Lendvay, aus Ungarn stammend, eröffnete das Konzert auf seiner Stradivari mit der Sonate g-Moll für Violine solo von Bach. Er spielte klangschön, intonationssicher, im letzten Satz, einer Gigue, mit frappierender Geschwindigkeit und perfekter Bogentechnik - im wahrsten Sinn des Wortes "aus dem Handgelenk".

Zu kurz kam vor lauter Perfektionismus die Musikalität. Wenig Phrasierung und Dynamik ließen das anspruchsvolle Werk zur Etüde werden, ebenso auch Bachs d-Moll-Partita. Im Violinkonzert in der strahlenden Tonart E-Dur wirkte das begleitende Streicherensemble eher etwas matt, sehr brav kam die der Blechbläser beraubte D-Dur-Suite (mit der bekannten "Air") daher, die sehr breiten Ritardandi nahmen der Musik den letzten Schwung.

Beim Ausklang mit dem "Canon" von Johann Pachelbel, Variationen für drei gleichberechtigte Violinen über einem ständig sich wiederholenden Bassthema, dominierte der Solist über die anderen Stimmen, das Ende des Stückes mündete im Forte in einen unstrukturierten Klangbrei.

Sind denn über 50 Jahre Wissen über barocke Aufführungspraxis spurlos vorübergegangen? Ziel dieser Musik war, die Menschen zu bewegen, besser zu machen, zu läutern. Ihre beredte, lebendige Klangsprache muss bewegen, nur schön zu spielen, reicht einfach nicht.

In ihrem Element zeigten sich die Musiker bei zwei Zugaben mit Gipsy-Musik. In den Zigeunerweisen konnten sie ihrem Temperament und ihrer Musikalität freies Spiel lassen und nochmals ihre perfekte Beherrschung der Instrumente demonstrieren.

In der Pause konnte das Publikum im stimmungsvollen Weitnauer Weihnachtsmarkt Glühwein genießen. Für einen guten Zweck ein schönes Ambiente. Am Ende konnte sich das Hilfswerk über 3000 Euro freuen, die nun für einen sozialen Zweck gespendet werden.