Sonthofen | vk | Für Dr. Hans Klaus Giesen stand der Mensch immer im Mittelpunkt seiner Arbeit. So hatte der gebürtige Kronacher nach dem Abitur zunächst ein Doppelstudium der Mathematik/Physik und der Medizin begonnen. Doch dann entschied sich der junge Mann, dessen Eltern und der Großvater bereits Ärzte waren, endgültig für die Medizin: 'Das andere war zu wenig lebendig.'
Als Arzt war es ihm immer wichtig, 'den Patienten ganzheitlich zu betreuen und ihn nicht durch die Apparate zu jagen'. Vor 27 Jahren kam Giesen nach Sonthofen. Zuvor war er sechs Jahre lang Oberarzt im Krankenhaus Bad Reichenhall. 'Ich kannte von Sonthofen gar nichts', bekennt der 65-jährige Oberfranke freimütig. Aber es habe ihn gereizt, in dem damaligen Stadtkrankenhaus eine interne Abteilung aufzubauen.
Bis dahin gab es dort nur 36 Belegbetten. Giesen gelang es in kurzer Zeit, die Bettenzahl auf 48 zu erhöhen: 'Der Bedarf war da.' 1998 bezog die innere Abteilung dann den Neubau, die Bettenzahl stieg auf 60. Der Erfolg, betont Dr. Hans Klaus Giesen, sei aber nur dank seiner Mitarbeiter und dank des 'guten Drahts' zu den niedergelassenen Ärzten möglich gewesen.
Rückblickend lobt er aber auch die Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen: 'Wir waren sehr rasch ein harmonisches Team, das den Patienten im Ganzen gesehen und interdisziplinär betreut hat.'
Heute, kritisiert der Internist das moderne Gesundheitswesen, werde der Kranke vielfach nur noch als Kunde gesehen. Sozial-ethische Gesichtspunkte kämen da nicht selten zu kurz. Deshalb begrüße er auch die neue Reha-Klinik für Geriatrie und Orthopädie in Sonthofen, die sich um die Wiedereingliederung der Patienten in den Alltag bemüht: 'Das ist ein positiver Weg.'
In seinem Beruf, den er als sein Hobby bezeichnet, habe er es immer geschätzt, die jungen Kollegen für die Medizin zu begeistern, sagt Giesen. Nun freut es ihn, dass seine Nachfolge Dr. Andreas Baumgarten antritt, der ihm 20 Jahre lang als Oberarzt zur Seite stand.
Im Ruhestand will sich Dr. Hans Klaus Giesen verstärkt seiner Familie widmen, auf Reisen gehen und seinen sportlichen Hobbys wie Bergsteigen und Skifahren frönen: 'Mir wird sicher nicht langweilig'.