Neuer Oberarzt am Klinikum macht Diabetiker-Training Kaufbeuren/Ostallgäu (hzm). Am Klinikum Kaufbeuren-Ostallgäu gibt es seit einigen Wochen ein Diabetes-Schulungsteam. Es wird geleitet von Oberarzt Dr. Ralf Scheuer (39), der das Ziel so umschreibt: 'Die Patienten sollen lernen, ihr eigener Doktor zu sein.'
Scheuer stammt aus dem Rheinland und studierte in München. Sein Fachgebiet ist die Endokrinologie, also die Behandlung von Drüsenerkrankungen. Die bekannteste Drüsenkrankheit ist die Störung der Bauchspeicheldrüse, durch die die Diabetes (die Zuckerkrankheit) hervorgerufen wird. Weitere endokrine Erkrankungen können die Schilddrüsen, die Nebenschilddrüse, die Nebenniere und die Hirnanhangdrüse betreffen.
Vor dem Wechsel nach Kaufbeuren war Scheuer vor allem in der Diabetologie und Intensivmedizin in der Medizinischen Klinik Innenstadt der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Anders als an den Kliniken Memmingen und Kempten gab es bisher keinen Endokrinologen am Kaufbeurer Krankenhaus. Da es in diesem Fachgebiet in Kaufbeuren, Buchloe und Marktoberdorf auch keinen frei praktizierenden Arzt gibt, hat Scheuer die kassenärztliche Zulassung für die ambulante Behandlung beantragt. Denn die Diabetiker-Schulung wird nicht nur für Patienten des Klinikums, sondern auch für ambulante Patienten angeboten.
Scheuer hat ein fünftägiges Trainingsprogramm ausgearbeitet. Neben der Information über Diabetes, Stoffwechselselbstkontrolle, Unterzucker, Folgeerkrankungen und vor allem Insulin und seine Dosierung im Alltag gibt es auch Ernährungstipps und Bewegungsübungen. 'Die Gruppe umfasst in der Regel zwischen fünf bis zehn Personen, aber wir machen die Schulung auch für zwei', so Scheuer. Schon nach den ersten Wochen sieht er eine positive Entwicklung: 'Wir bekommen mehr Patienten zugewiesen als zuvor.'
Alterskrankheit
In Deutschland leiden derzeit vier Millionen Menschen an Diabetes. In der Altersgruppe von 60 bis 80 Jahren tritt die Krankheit sogar bei jedem Fünften auf. Diabetiker haben ein viermal größeres Herzinfarktrisiko und stellen jeden dritten Dialyse-Patienten. Im mittleren Lebensalter ist Diabetes die häufigste Ursache für Blindheit. 'Studien haben gezeigt, dass diese Risiken um einiges verringert werden können, wenn der Patient es lernt, seinen Blutzuckerstoffwechsel zu normalisieren', so Scheuer. Dazu gehört, dass in der Regel viermal am Tag vor jedem Essen der Patient sich durch einen Nadelpiekser einen Tropfen Blut für den Teststreifen beschafft, der ihm sofort den Blutzuckerspiegel anzeigt.