von johannes schlecker |MemmingenWenige Monate vor ihrer Einführung wird Kritik an der elektronischen Gesundheitskarte laut. Viele Ärzte machen sich sorgen um die Sicherheit der Patientendaten, die auf dem Chip gespeichert werden sollen. Wie berichtet, soll die Karte im Zuge der Gesundheitsreform Anfang 2009 an alle Versicherten verschickt werden und die derzeitige Chipkarte der Krankenkassen ablösen.
Die Ärzte lehnen die Einführung nicht prinzipiell ab. "Allerdings muss der Patient zu jeder Zeit Herr seiner Daten sein", erklärt Dr. Max Kaplan, Vorsitzender des ärztlichen Kreisverbands Memmingen-Mindelheim.
Auf der neuen Karte sollen zunächst bis 2010 zur Identifikation der Patienten Daten wie Anschrift, Geburtstag oder Versichertenstand gespeichert werden. "Ein großer Vorteil ist dabei das Lichtbild. Anders als bei der alten Chipkarte wird sichergestellt, dass andere Personen die Karte nicht benutzen können", erklärt Kaplan. Daneben erhält jeder Patient - ähnlich wie bei einer EC-Karte - einen Pin. "Ohne den geht nichts und genau das ist das Problem", so der Kreisvorsitzende. Wer die Zahlenkombination nicht parat habe, könne nicht behandelt werden.
Zudem sollen in einem weiteren Schritt die Patientendaten in einem Zentralrechner gespeichert werden, an den sich künftig alle Arztpraxen, Krankenhäuser, Apotheken und Krankenkassen anschließen müssen. Damit hätten rund zwei Millionen Menschen Zugriff auf die Daten. Auch wenn die Informationen verschlüsselt werden, bleibt laut Kaplan ein Restrisiko, dass Dritte an die Daten gelangen. Daher müsse über die Einführung eines USB-Sticks als Alternative diskutiert werden. Die Datenmenge sei dafür ausreichend und der Patient könne den Stick immer bei sich führen.
Für viele Arztpraxen drohe die neue Karte zu einer Mehrbelastung zu werden. Ein Modellversuch, der derzeit in Ingolstadt durchgeführt wird, habe gezeigt, dass es immer noch technische Schwierigkeiten beim Einlesen der Karte und Aufspielen der Daten gibt. "Solange diese Probleme nicht behoben sind, darf die Karte nicht eingeführt werden", sagt der Kreisverbandsvorsitzende. Zudem müssten die Ärzte zunächst die Investitionskosten für die notwendige Software und das Lesegerät übernehmen. Zwar sei vonseiten des Gesundheitsministeriums geplant, für jede Nutzung der Karte die Kosten schrittweise zu erstatten. "Es kann aber nicht sein, dass die Ausgaben erst nach zehn Jahren gedeckt sind", so Kaplan.
