Schwangau/Paris (do). - Was liegt näher als Paris für die Klassenfahrt eines Französisch-Leistungskurses an einem Gymnasium? Weder der Gardasee noch Neapel noch die Nordsee vor Holland, wohin sich andere Leistungskurse (LK) des Gymnasiums Hohenschwangau begaben. So fuhren die sieben 'Franzosen' um LK-Leiterin Brigitte Graf nach Paris. Was sie dort erlebten, war nicht immer das, was die Reiseführer über Paris als 'Lichterstadt' und 'schönste Stadt der Welt' schreiben. Doris Mayr, eine LK-Schülerin, war bei dieser Reise dabei und schildert ihre Eindrücke. Der LK Französisch erlebte neben der 'schönsten Stadt der Welt' auch noch eine andere Seite der 105 Quadratkilometer großen Metropole Paris. Die Schüler und Schülerinnern lernten die Stadt, die ganz im Zeichen der Kandidatur für die Olympischen Spiele 2012 steht, als eine Stadt der großen Kontraste kennen.
Luxus und erschreckende Armut Auf der einen Seite grenzenloser Luxus und Reichtum, der von den teuren Kaufhäusern wie dem 'Printemps' oder dem 'Samaritaine', von den Einkaufsstraßen um die Oper, den Restaurants, Hotels und berühmten Bauwerken verkörpert wird. Auf der anderen erlebten die Schüler auch hautnah die erschreckende Armut der SDF (Sans domicile fixe - ohne festen Wohnsitz) oder Clochards, wie man in Frankreich die Obdachlosen nennt. Sie schlafen nachts auf Lüftungsschächten, um nicht zu erfrieren. Konfrontiert wurden die Hohenschwangauer auch mit Frauen unterschiedlichster Nationalitäten, die die Touristen in der Metro, der Untergrundbahn von Paris, und in den Metro-Stationen weinend anbetteln. Trotz dieser Eindrücke ließen sich die Schüler von Paris auch verzaubern, vor allem von seinen Wahrzeichen wie dem Eiffelturm oder der Kirche Sacré Coeur. Aber auch dort hat sich in den vergangenen Jahren viel geändert. Statt der Künstler, die dort unter freiem Himmel malten, schufen sich die Restaurants Platz für Terrassen und Straßencafés für die Touristen. Nur noch vereinzelt sieht man einen Maler. Oben auf dem Eiffelturm ist der Ausblick über Paris unbezahlbar - die horrenden Preise für die Fahrt hinauf und oben im Kiosk sprechen für sich. Überhaupt bedauerten die Hohenschwangauer, dass Paris für den Tourismus ausgebeutet wird, dass das besondere französische Flair durch den Kommerz verloren geht. Was Doris Mayr und ihre LK-Kollegen jedoch am meisten erschreckt hat, war die Tatsache, dass sie als junge Deutsche von einzelnen Franzosen immer noch mit den Nationalsozialisten in Verbindung gebracht wurden. Es passierte zwar nicht oft, aber es war für die jungen Leute jedesmal schlimm und eigentlich unverständlich. Alles in allem jedoch war Paris eine Reise wert und die Woche der LK-Fahrt zu kurz, um die Stadt richtig kennen zu lernen. Ansporn für alle im Leistungskurs, die Sprache noch mehr zu vertiefen, um auch das nicht-touristische Paris erkunden zu können. 'Es ist eine wunderschöne Stadt', so Doris Mayr, 'aber ob es auch die schönste Stadt der Welt ist, wie Napoleon I. es erreichen wollte, das muss jeder für sich selbst entscheiden.'