Kuratorium Sicheres Allgäu Referent spricht über "Einzug des politischen Islam"">

Artikel: "Parallelgesellschaft mit eigener Kultur"

20. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Kuratorium Sicheres Allgäu Referent spricht über "Einzug des politischen Islam"

Ottobeuren | bum | Über "Einwanderung von Politik und Religion aus dem Ausland" sprach Attila Dincer in der Benediktinerabtei Ottobeuren. Das Kuratorium Sicheres Allgäu hatte den Referenten für Migration, Interkulturalität und Religion eingeladen. Der in der Türkei geborene Dincer lebt seit über 30 Jahren in Österreich und tritt für die Trennung von Staat und Religion ein.

In Deutschland leben seiner Aussage nach rund sechs Millionen Menschen mit islamischen Wurzeln, darunter rund 3,5 Millionen Türken. Die Moslems hätten hier eine Parallelgesellschaft aufgebaut mit sichtbarer islamischer Infrastruktur - etwa Kulturhäuser, Moscheen und Minarette. "Der sichtbare Islam mit Kopfbedeckung und diverser Kleidung kommt hier öfter vor als im Westteil der Türkei," so Dincer.

Seit den 1990er Jahren habe es vermehrt Einbürgerungen gegeben. Dadurch sei ermöglicht worden, "dass der politische Islam" einziehe. Seiner Auffassung nach ist die Islamistenszene in Deutschland, so paradox das klinge, durch Toleranz in der Demokratie stark geworden.

Zuviel Ghettobildung habe dann zur Parallelgesellschaft mit eigener gelebter Kultur geführt. "Multikulti" sei nicht die Realität. Vieles komme zusammen: Einfache Menschen, wenig Bildung, Armut und wirtschaftliche Lage. Einwanderer sollten Ja zu diesem Land sagen, mit Respekt vor Sprache, Kultur und Werten. Diese "Willigkeit", so Dincer weiter, lasse gerade die dritte Generation der Einwanderer häufig vermissen.

In der Diskussion ging es um die Rolle der türkischen Medien hinsichtlich der Integration, um Probleme der dritten Generation, Jugendgewalt und den Sinn von türkisch-deutschen Dialog-Veranstaltungen.