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Bestatter: Täglich

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Bestatter: Täglich

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    mit dem Tod leben Gertrud Herbein leitet seit 20 Jahren Unternehmen. Von Nicole Siebert Marktoberdorf Eigentlich ist Gertrud Herbein Chefin eines Dienstleistungsbetriebs. Und trotzdem kommen die Kunden nur gezwungenermaßen zu ihr. Gertrud Herbein leitet seit 20 Jahren ein Marktoberdorfer Bestattungsunternehmen. Der Tod als täglicher Begleiter. 'Das kann man am Besten machen, wenn man älter ist und schon einiges erlebt hat', ist die 75-Jährige überzeugt.

    Tag und Nacht ist das Bestattungsinstitut Herbein in Marktoberdorf zu erreichen. 'Es ist meine Pflicht, immer für die Angehörigen da zu sein', sagt Gertrud Herbein. Bevor das Bestattungsunternehmen bei einem Todesfall in Erscheinung tritt, muss zunächst ein Arzt den Totenschein ausstellen. 'Die Angehörigen kommen dann mit der Bescheinigung und der Sterbeurkunde zu uns', so die 75-Jährige. 'Wir nehmen Anteil an ihrer Trauer.'

    Oftmals schütten Hinterbliebene stundenlang ihr Herz aus. Davon erfährt aber niemand etwas: 'Das fällt unter die Schweigepflicht.' Anhand einer Liste berät Gertrud Herbein mit ihren Mitarbeiterinnen die Angehörigen, was zu tun ist. 'Wir kümmern uns unter anderem um die Todesanzeige, Sterbebilder, Blumen für die Beisetzung, sowie die Beerdigung und die Zeremonie.'

    Sechs Bestatter arbeiten bei der Firma Herbein. Davon sind immer zwei rund um die Uhr zu erreichen. Die Männer ziehen die Toten an, betten sie dann in den ausgewählten Sarg und bringen sie zur Leichenhalle beim Friedhof. 'Den Sarg auszusuchen, ist eigentlich die schwierigste Sache', weiß Herbein. Trotzdem kann sie den Angehörigen diesen Weg nicht ersparen. Sie sieht es realistisch: 'Wenn jemand einen Schrank kauft, dann möchte er ihn auch im Original sehen und so ist das mit den Särgen auch.'

    Hell und lichtdurchflutet ist das Sarglager der Firma Herbein. Aufgereiht stehen die Holzsärge da. Sie sind aus Kiefernholz, aus Eiche, Fichte oder Pappel, roh oder oberflächenbehandelt, mit Zinn- oder Holzgriffen. Die Preise reichen von 570 Mark für die einfachste Variante aus Kiefer bis zu knapp 3000 Mark. 'Ich sage oft zu den Angehörigen, sie sollen den Sarg wählen, von dem sie glauben, dass er dem Verstorbenen selbst auch gefallen hätte', erzählt Herbein. Früher stellte die Firma die Särge noch selbst her, doch heute gibt es Sargfabriken, die die meist 2,05 Meter langen und 70 Zentimeter breiten Holzbehältnisse am Fließband fertigen.

    Bestatter ­ ein Beruf wie jeder andere auch? 'Eigentlich schon', sagt Gertrud Herbein. Trotzdem geht ihr jeder Todesfall nah. 'Bei Unfällen, wenn junge Leute sterben oder wenn Tote tagelang in ihrer Wohnung liegen, ist es besonders schlimm', sagt sie.

    Auch im Bestattungswesen gibt es Trends. 'Heutzutage lassen sich immer mehr Menschen nach ihrem Tod einäschern', sagt die 75-Jährige. Allerdings sei dies nur möglich, wenn es der Verstorbene schriftlich verfügt habe oder die Angehörigen eine eidesstattliche Erklärung abgeben. Verliert das Sterben seinen Schrecken bei solch einem Beruf? 'Sicher nicht', antwortet Herbein. 'Ich habe Angst vor dem Tod.'

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