Wertungsspiel-Urkunden an der Wand, Fichtenbretter an der Decke und beim Blick aus dem Fenster strahlt einem die verschneite Alpenkette entgegen - von Orient ist im Musikraum im ersten Stock der Gemeindekanzlei Ruderatshofen (Ostallgäu) eigentlich keine Spur. Und doch passt der Probenort ausgezeichnet zum Musical-Projekt "Perisade". Denn die Idee eines (blas-)musikalischen Märchens aus 1001 Nacht hat ausgehend von Autorin Daniela Löcherer (Kaufbeuren) über die Musikkapelle des kleinen Kaufbeurer Stadtteils Hirschzell inzwischen Musiker und Mitwirkende im gesamten Allgäu bis hin zum Komponisten Kurt Gäble erfasst. Ein Projektorchester mit rund 80 Mitgliedern sowie 40 Darsteller führen "Perisade" ab Freitag, 6. November, fünfmal in der Kaufbeurer Zeppelinhalle auf.
Doch vor dem orientalischen Zauber auf der Bühne steht die nüchterne Probenarbeit - wie eben an diesem Samstagnachmittag in Ruderatshofener Gemeindekanzlei. Der Raum ist rappelvoll mit jungen Chorsängern, die allmählich etwas müde den Anweisungen von Regisseurin Simone Schatz und Dirigentin Christine Burghausen folgen. Das "Perisade-Lied" steht auf dem Probenplan, und um die Sängerschar wieder etwas in Fahrt zu bringen, fordert Burghausen sie auf, zum Singen aufzustehen: "Dann fühlt sich die Perisade nicht so allein."
Katharina Hofmann, die die Titelheldin spielt, macht mit ihrem energischen Auftreten und ihrer festen Singstimme zwar nicht den Eindruck, als ob sie derlei moralische Unterstützung bräuchte. Aber so sind die Sänger schnell wieder motiviert und intonieren die bereits sehr vertrauten Liedzeilen.
"Mädchen sind stark, Mädchen sind schlau", schallte es, von rhythmischem Klatschen unterbrochen, laut durch den Raum.
Liebesduett in Musical-Manier
Für den flüchtigen Zuhörer klappt das Miteinander von Solistin und Chor schon ausgezeichnet. Doch Burghausen und Schatz wollen hier noch einen anderen Einsatz und dort noch eine bessere Abstimmung - vermitteln das den Sängern aber bewundernswert ruhig und altersgerecht. Derweil kritzeln die Hauptdarsteller eifrig Anmerkungen in ihre Partituren, um beim nächsten Durchlauf auch keinen der Hinweise zu vergessen.
Erste Rufe nach einer Kaffeepause werden laut. Doch die Regisseurin hat noch einen Trumpf: das Liebesduett zwischen Perisade und Farid (Patrick Lutz). "Ich glaub, ich bin verliebt" bekennen sich die beiden wenig später in bester Musical-Manier singend, während der Chor leise begleitet. Als die letzten Liebesschwüre verklingen, sind alle im Raum ergriffen - etwas zu sehr für aufmerksame Chorsänger, wie die Leiterinnen meinen. "Aber das ist doch auch schön", entgegnet eine ganz kleine Sängerin und erntet zustimmendes Lachen. Dann ist endgültig Kaffeepause.
Premiere hat das Musical "Perisade" von Daniela Löcherer (Text) und Kurt Gäble (Musik) am Freitag, 6. November, um 19 Uhr in der Zeppelinhalle in Kaufbeuren. Weitere Aufführungen sind am Samstag, 7. und Sonntag, 8. November, jeweils um 15 und 19 Uhr. Jeweils eineinhalb Stunden vor Beginn gibt es im Foyer einen orientalischen Markt. Karten im Vorverkauf bei allen Service-Centern der Allgäuer Zeitung.