Von Ingo Buchelt|NesselwangBeim Oldtimer-Traktorentreffen am 11. und 12 August in Nesselwang lebt die Vergangenheit wieder auf. Die Mechanisierung der heimischen Landwirtschaft von den Anfängen in den 50er bis Mitte der 70er Jahre ist Thema des Treffens. Die Organisatoren erwarten etwa 200 Oldtimer-Traktoren aus dem süddeutschen Raum (unsere Zeitung berichtete). Die Oldie-Freunde wollen nicht nur historische Traktoren aus der Nachkriegszeit zeigen, sondern auch die händische Heumahd samt Heutrocknung mit Hoinzen und Schwedenreitern sowie den Einsatz alter Gabel- und Heuwender.
'Die Schwedenreiter kamen etwa Mitte der 1950er Jahre auf. Sie konnten sich aber nicht durchsetzen', erklärt Peter Näher (60) aus Wank bei Nesselwang, zuständig für die 'Technik' des Oldtimer-Treffens. Über die ganze Feldlänge wurden reihenweise Holzpflöcke von 1,50 Meter Länge gesetzt, zwischen denen vier Drähte gespannt wurden. Das Gras wurde über die Drähte gehängt, von unten nach oben. Laut Näher sind sie oft vom Wind umgeworfen worden, obwohl jeder zweite Pflock abgestützt wurde. 'Eine Mordsarbeit, sie wieder aufzustellen', erinnert er sich. In den 80er Jahren seien sie noch mal 'notgedrungen' aufgestellt worden, als nach wochenlangen Regenfällen das Heu auf den Feldern zu verfaulen drohte.
Beim Oldie-Treffen sollen auch ein historischer Gabelwender und ein Heuwender zum Einsatz kommen. Die Gabelwender waren Näher zufolge die ersten Maschinen, die schon vor dem letzten Krieg in der Heuernte eingesetzt worden sind, damals noch von Pferden gezogen. Rotierende Gabeln warfen das Heu in die Luft. Nach dem Krieg setzten sich die Heuwender durch. Das Heu wurde von den Stahlzinken einer Trommel gewendet. 'Das war schon ein technischer Fortschritt', so Näher, der 1962 eine Lehre als Landmaschinentechniker begann. Mit den Stützrädern des Heuwenders wurde der Boden abgetastet und die Höhe der Trommel automatisch angepasst.
Hier endet die Reise der Oldie-Freunde in die Vergangenheit. Den Heuwendern folgten die Kreiselwender, die heute noch im Einsatz sind. Die moderne Landmaschinentechnik wird beim Oldie-Treffen ausgeklammert.
Ein revolutionärer Schritt in der Heuernte war laut Näher der Einsatz von Schleppern mit Mähbalken. 'Ein Schlepper mit Mähbalken kostete in den 50er Jahren zwischen 4000 und 5000 Mark, damals ein Haufen Geld', berichtet Näher.
Die meisten Höfe waren Nebenerwerbs-betriebe mit drei bis vier Kühen. Von der Landwirtschaft allein konnten die Bauern nicht leben. Sie gingen Handwerksberufen nach und verdienten sich ein Zubrot durch Zimmervermietung an Urlaubsgäste. 'Wir hatten eine kleine Landwirtschaft mit sieben Kühen. Meine Mutter hat die Gäste bekocht. Alle verfügbaren Zimmer wurden vermietet, auch das Kinderzimmer.
Die Kinder zogen mit Matratzen auf den Dachboden', erinnert sich Näher. Mit den Einnahmen aus der Gästevermietung oder vom Erlös aus einem Holzeinschlag seien Maschinen angeschafft worden. 'Früher war es sicherlich schwerer, aber es war eine schöne Zeit. Ich wünschte, wir hätten heute noch etwas vom damaligen Geist. Es war harmonischer, nicht so hektisch, und es gab mehr Zusammenhalt im Dorf', zieht Ehefrau Friedericke ein Fazit.