Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Ohne Angst in der Röhre

Allgäu

Ohne Angst in der Röhre

    • |
    • |

    Von Heiko Wolf|MarktoberdorfÜber elf Tonnen wiegt allein der Magnet des offenen Kernspin-Gerätes, das am Dienstag per Kran ins Marktoberdorfer Krankenhaus gehievt wurde. Damit will Radiologe Andreas Winter, der dort demnächst eine Privatpraxis eröffnet, vor allem orthopädische Fälle zeitnah untersuchen. Nach Aussage Winters bedeutet das MRT (sieheInfokasten) eine 'große Standortverbesserung' für die Klinik: Die nächsten vergleichbaren Geräte stünden in München sowie Nürnberg.

    Auch laut Verwaltungsdirektor Siegfried Gust wird das Krankenhaus Marktoberdorf durch das MRT aufgewertet. Daher habe das Krankenhaus die im Untergeschoß, neben der Tagesklinik von Anästhesistin Dr. Gabriele Vogler liegenden Räume gern an die niedergelassenen Radiologen vermietet. 'Wo es medizinisch möglich ist, vergeben wir Leistungen an unsere Mieter, um unnötige Transporte nach Kaufbeuren zu vermeiden', so Gust.

    Nicht mehr extra nach München

    Wie Andreas Winter, der zuvor am Klinikum Kaufbeuren tätig war, erklärt, gebe es zwar auch in Kempten und Kaufbeuren - geschlossene - Kernspintomographen. Jedoch litten zahlreiche Patienten in geschlossenen Röhren unter Platzangst: Sie müssten sich bislang in München untersuchen lassen. 'Geschlossene MRTs sind sehr eng. Das bereitet Vielen Probleme', sagt der 40-jährige Radiologe: 'Und ein 1,90 Meter großer, kräftiger Mann kommt da gerade noch mit den Schultern ‘rein.' Zudem seien viele MRTs teilweise über Wochen im Voraus ausgebucht, was rasche Untersuchungen unmöglich mache.

    Im Gegensatz zur Computertomographie (CT) ist die Untersuchung mit einem Kernspintomographen (MRT) strahlungsfrei (siehe Info-Kasten). 'Sie basiert auf einem Magnetfeld, das die Atomkerne anregt und untersucht', so Winter. Die Ergebnisse würden anschließend per bildlicher Darstellung ausgewertet. Dabei können auch dreidimensionale Datensätze verarbeitet werden. In erster Linie dienen MRTs für Weichteil-Konstrastuntersuchungen bei Gelenken. 'Aber man kann auch Hals- und Kopfgefäße damit untersuchen', erklärt Winter. Nur Becken- und Beinuntersuchungen seien damit nicht möglich.

    Das neue, offene MRT der Marke 'Toshiba Apart', das Spediteure der Firma 'Tomo Systems' aus Castrop-Rauxel (Nordrhein-Westfalen) nach Marktoberdorf lieferten, soll im Krankenhaus Marktoberdorf nun eine medizinische Lücke schließen 'Mit Einbau und allem liegen die Kosten bei einer halben Million Euro', berichtet er.

    Nach Angaben von Krankenhaus-Verwaltungschef Gust kostete allein der Umbau der Krankenhaus-Räumlichkeiten 110 000 Euro. Diese strecke die Klinik vor und bekomme im Gegenzug radiologische Leistungen umsonst. Andreas Winter wiederum freut sich darüber, dass er dank der Kooperation die Patienten des Marktoberdorfer Krankenhauses mit dem Kernspintomographen untersuchen kann. 'Jeder Kollege hier darf Patienten zu mir schicken', sagt der Arzt, der sich mit der radiologischen Praxis selbstständig gemacht hat.

    Anders sieht es außerhalb des Krankenhauses aus: Da Winter keine kassenärztliche Zulassung besitzt, behandelt er in erster Linie Privat- sowie 'berufsgenossenschaftliche' Patienten - gesetzlich Versicherte nur auf private Kosten.

    Kreis Ostallgäu 'überversorgt'

    'Die Zulassung brauche ich gar nicht zu beantragen, da das Ostallgäu ‘überversorgt’ ist', meint Winter. Dabei gehe es der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) aber nicht um die medizinische Ausstattung, sondern 'nur um die Zahl' radiologischer Praxen. Nach Angaben der AOK-Direktion Kaufbeuren-Ostallgäu gibt es für medizinische Leistungen bei einem Arzt ohne KV-Zulassung vom Gesetzgeber auch keine nachträgliche Kostener-stattung.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden