Marktoberdorf | bs | Auch nach 25 Jahren ist es für Margarethe Herz jedes Mal wieder ein Schritt ins Ungewisse, wenn sie einmal in der Woche das Krankenhaus betritt, um Kranken beizustehen, mit ihnen zu reden oder einfach nur zuzuhören. 'Ich weiß nie, was mich erwartet, wenn ich vor einem Zimmer stehe', sagt die Leiterin des ehrenamtlichen Marktoberdorfer Krankenhausbesuchsdienstes, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert.
Anfängliche Ablehnung
Im Jahr 1983 hatte der damalige Stadtpfarrer Alwin Holdenrieder den Dienst angeregt. Als er Herz dafür einspannen wollte, war diese abgeneigt: 'Ich wollte das eigentlich nicht.' Ihre Zurückhaltung hat die Marktoberdorferin mittlerweile gänzlich aufgegeben, weil sie den 'tieferen Sinn' erkannt habe. 'Für mich besteht er darin, die Kranken zu begleiten, ihnen ein Ansprechpartner zu sein und eine Freude zu machen', sagt Margarethe Herz, die Nächstenliebe als einen weiteren Grund für ihr Engagement nennt. Die Patienten sollten spüren, dass sie in ihrem Zustand nicht vergessen sind.
Selbst wenn sie regelmäßigen Besuch von Verwandten und Freunden bekämen, so bräuchten sie Herz’ Ansicht nach auch jemanden, der nicht aus dem Kreis der Angehörigen kommt. 'Viele freuen sich, wenn sie mal ein neues Gesicht sehen', meint sie. Viele freuen sich aber nicht nur auf das neue Gesicht, sondern zuvorderst auf die offenen Ohren und die Zeit, welche die dreizehn Frauen des Dienstes mitbringen. 'Die allerwenigsten Patienten blocken ab', erzählt Margarethe Herz. Meistens müssten sie und ihre Kolleginnen gar nicht viel sagen. Und nach Krankheiten fragen die zum Schweigen verpflichteten Frauen des ökumenischen Dienstes schon gar nicht. Sie erfahren es trotzdem, weil die 'Patienten das im Gespräch verarbeiten wollen', wie Herz meint.
Sie und ihre Mitstreiterinnen hören oft Dinge, die ihnen 'nicht mehr aus dem Kopf gehen'. 'Vieles davon kann man nicht einfach an der Haustür ablegen', gesteht Herz. Wegen des 'großen Leids' und der 'erschütternden Probleme' könne es schon sehr schwierig sein, erzählt die offenherzige und leidenschaftliche Zuhörerin. Trotzdem sei es wichtig, nie den Humor zu verlieren, denn: 'In einem Krankenzimmer, in dem der Humor fehlt, geht es abwärts', ist sich Margarethe Herz sicher.

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Schulung gibt Sicherheit
Die Frauen des Dienstes werden vor Antritt ihrer Tätigkeit in einem Seminar des Katholischen Frauendienstes' in Augsburg geschult. Die gute Vorbereitung dort gebe einfach Sicherheit, sagt Herz. Trotzdem gab es für die seit 25 Jahren aktive Mitarbeiterin des Krankenhausbesuchsdienstes schon Momente, in denen sie nicht weiter wusste.
Den Moment, dass sie nach einem Besuch unzufrieden nach Hause gegangen wäre, den gab es jedoch noch nie. 'Man lernt, Menschen anders zu beurteilen und die Dinge zu hinterfragen', sagt Herz, für die der 25-jährige Dienst eine 'persönliche Bereicherung' war und ist.
Der Krankenhausbesuchsdienst sucht immer neue Helfer. Wer mithelfen will, kann sich unter 08342/2202 oder 08342/2535 melden.