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Artikel: Oberstdorf: Pläne für neue Nebelhornbahn vom Tisch

8. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Tourismus Aufsichtsrat wirft Gemeinde unzureichende Beteiligung vor

Oberstdorf | mun | Die Pläne für den Neubau der Nebelhornbahn in Oberstdorf können in der Schublade verschwinden. Der Aufsichtsrat des Unternehmens entschied in seiner gestrigen Sitzung, das Vorhaben nicht weiter zu verfolgen. Grund sei der jüngste Gemeinderatsbeschluss, nach dem sich die Kommune mit weniger Geld - und zu anderen Konditionen als früher zugesagt - an dem Seilbahn-Neubau beteiligen würde (wir berichteten). Aufsichtsratsvorsitzender Augustin Kröll warf der Kommune vor, man habe eine "historische Chance verspielt". Von der Gemeinde war bis gestern Abend keine Stellungnahme zu erhalten.

An den Finanzierungsplänen für den Neubau der in die Jahre gekommenen Nebelhorn-Großkabinenbahn wird seit mehr als zehn Jahren gearbeitet. Nach früheren - weitgehenderen - Zusagen hatte der Oberstdorfer Gemeinderat Ende September beschlossen, 3,5 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen - mithilfe ihres Tochterunternehms Kur AG und des Verschönerungsvereins. Weitere zwei Millionen Euro sollten nach dem jüngsten Finanzierungsmodell über Kleinaktionäre und Dritte hereingeholt werden, die bis zum Ende des Jahres geworben werden sollten.

Noch im vergangenen Jahr hatte der Gemeinderat fünf Millionen zugesagt. Allerdings hatte man sich nicht auf den entsprechenden Gegenwert in Form eines stimmberechtigten Aktienkapitals einigen können. Der Aufsichtsrat begründete jetzt den Rückzieher mit einer Finanzierungslücke von bis zu zwei Millionen Euro. Auch gebe es terminliche Probleme, da die ebenfalls beteiligte Kur AG und der Verschönerungsverein dem Finanzierungsmodell noch hätten zustimmen müssen. Insgesamt sollten 28 Millionen Euro in den Bahn-Neubau samt Beschneiungsanlage investiert werden. Davon wollte das Unternehmen mit finanzieller Unterstützung der Großaktionäre 23 Millionen selbst übernehmen, für die restlichen fünf Millionen Euro hätte die Marktgemeinde Oberstdorf einspringen sollen. Mit der neuen Bahn sollte insbesondere die langen Wartezeiten an der Talstation verringert werden.

"Wir hatten die Gemeinde nicht um ein Geschenk gebeten, sondern ihr ein Geschäft mit Chancen angeboten", erklärte Aufsichtsrats-Chef Augustin Kröll. Die Gemeinde wäre Teilhaberin der Bahn geworden, hätte die Aktien auch wieder veräußern können. Die neue Bahn wäre "ein wichtiges Schwungrad für den Tourismus gewesen", so Kröll.

Oberstdorfs Bürgermeister Laurent Mies war gestern trotz wiederholter Anfrage für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.