35 Mal stand Udo Zehetleitner aus dem Oberallgäuer Burgberg auf dem Gipfel des 5895 Meter hohen Kilimandscharo, der auch Kibo genannt wird. Der Senior-Chef der Bergschule Oberallgäu wird diesen Monat 70 Jahre alt, ist aber immer noch häufig mit Gruppen in den Bergen unterwegs. Wir sprachen mit ihm.
Wann waren sie zum ersten Mal auf dem Kibo?
Zehetleitner: Das war 1995 und im Januar dieses Jahres war ich dann zum 35. Mal mit einer Gruppe unserer Bergschule auf dem Gipfel.
Wie viele Gäste haben Sie auf den höchsten Berg Afrikas geführt?
Zehetleitner: Insgesamt waren es 446 Teilnehmer unserer Touren. 416 erreichten den Uhuru Peak. Das ist mit 5895 Metern der höchste Punkt.
Was ist das besonders Reizvolle am höchsten Berg des schwarzen Kontinents?
Zehetleitner: Der Auf- und Abstieg mit Einheimischen durch die verschiedenen und abwechslungsreichen Klimazonen sind wohl einmalig. Der Regenwald reicht bis auf 3000 Meter Höhe. Heidelandschaft und Buschzonen findet man bis etwa 4000 Meter, Höhenwüste und Lavalandschaft bis etwa 5000 Meter.
Darüber erreichen die Bergsteiger Felsen und die Eiszone bis zum Gipfel. Ausgesprochen beeindruckend ist auch die Kraterlandschaft auf dem Gipfel. Wohl jedem in Erinnerung bleibt der Blick vom höchsten alleinstehenden Berg der Erde nach Kenia und Tansania.
Der Kibo gilt ja als relativ leichter Berg. Ist er wirklich leicht?
Zehetleitner: Der Kibo weist auf den Normalrouten keine alpintechnischen Schwierigkeiten auf. Aber Berge in dieser Höhe sind nie zu unterschätzen. Bei einer Höhe von fast 6000 Metern ist mit Temperaturen bis minus 20 Grad, mit starkem eisigen Wind und Schneefall zu rechnen. Bei guten Bedingungen ist diese Besteigung ein schönes, aber doch auch anstrengendes Ziel.
Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um den Kibo zu besteigen?
Zehetleitner: Gesundheit, sehr gute Kondition, Trittsicherheit, Höhenverträglichkeit sowie zweckmäßige Bekleidung und Ausrüstung sind notwendige Voraussetzungen. Die Aufstiegszeit vom letzten Camp auf 4700 Meter zum Gipfel beträgt sechs bis neun Stunden. Bei Anzeichen von Höhenkrankheit wie starken Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Übelkeit, Erbrechen und Leistungsabfall muss man sofort in Begleitung eines anderen Bergsteigers absteigen.
Werden Sie auch in Zukunft mal wieder auf den Kibo gehen?
Zehetleitner: Wenn es meine gesundheitlichen und körperlichen Voraussetzungen erlauben, werde ich noch nicht aufgeben.
Welche bergsteigerischen Ziele haben Sie denn noch?
Zehetleitner: Ich würde mich freuen, weiterhin hohe Berge in interessanten, fernen Ländern besteigen zu dürfen, zum Beispiel würde mich der Alpamayo in Peru noch reizen.