Name, Alter, Schulbildung, Beruf: Mehr als 20 000 Kemptener und Oberallgäuer mussten im vergangenen Jahr darüber Auskunft geben. Sie waren nämlich für die bundesweite Volkszählung, den Zensus, ausgewählt worden. Am Ende gaben fast alle Antwort. Für weniger als zwei Dutzend Kemptener und Oberallgäuer haben die Befragungen jedoch ein teures Nachspiel: Weil sie die Auskunft verweigerten, müssen sie 300 Euro und teilweise sogar deutlich mehr zahlen.
Zwei Schreibtische, Computer, Wandschränke bis zur Decke, Kunststoffteppichboden: Ein Jahr lang liefen in einem kleinen, zweckmäßig eingerichteten Raum an der Kemptener Stadtmauer die lokalen Fäden des Zensus zusammen. Im April nun, berichtet Silke Gänßlen von der Stadtverwaltung, wird die 'Erhebungsstelle', wie sie offiziell heißt, endgültig ihre Pforten schließen. Dort, wo in Wahlzeiten das Kemptener Wahlamt untergebracht ist, wurden in den vergangenen Monaten die Daten von etwa 6400 Kemptenern erfasst.
Mehr als 51 000 DinA-4-Seiten Papier sind dabei zusammengekommen und über 290 000 Antworten. Der letzte Schwung Fragebögen wird in diesen Tagen vom Landesamt für Statistik abgeholt. Dieses kümmert sich um die Auswertung.
Ende des Jahres soll dann feststehen, wie viele Menschen tatsächlich in Kempten leben. Denn auch im Zeitalter der Computer gibt es 'Karteileichen' und Ungenauigkeiten beim Meldeamt. Ihnen soll die Volkszählung auf die Spur kommen, sagt Gänßlen.
Allerdings hatten längst nicht alle Bürger mit Begeisterung auf die Neugier des Staates reagiert. Rund 30 Kemptener wollten lieber nichts sagen – woraufhin ihnen ein weiteres Schreiben ins Haus flatterte: der so genannte 'Heranziehungsbescheid'. Angesicht des darin angekündigten Zwangsgelds von 300 Euro hätten die meisten dann doch geantwortet, sagt Gänßlen. Nur ein Teil musste am Ende tatsächlich zahlen – 'da geht es um eine einstellige Zahl'.
Mit 300 Euro ist es im Übrigen im Extremfall nicht getan: Wer weiterhin keine Auskunft gibt, bekommt zusätzlich 500 Euro aufgebrummt – nach oben hin sind die Grenzen offen. Und wie viele 'Zensus-Verweigerer' gab es im Oberallgäu? Laut Landratsamtssprecherin Brigitte Klöpf wurden insgesamt zehn 'Heranziehungsbescheide' verschickt. Die Verfahren, ob und wie viel Zwangsgelder tatsächlich fällig werden, laufen noch.
Übrigens: Nicht nur im persönlichen Gespräch mussten Tausende Kemptener und Oberallgäuer Auskunft geben. Sämtliche Besitzer von Wohnungen und Häusern bekamen Fragebögen zugeschickt. Dafür war das Landesamt für Statistik zuständig. Wer nicht reagierte oder den Brief wegwarf, dem drohte ebenfalls ein Zwangsgeld.