In den Schrebergärten geht es auch im Frühling ruhig zu Buchloe (maf). Nichts wie raus! Kaum lacht die Sonne einmal wieder so richtig über Buchloe, sind die Hobby-Gärtner nicht mehr zu bremsen. Überall wird umgegraben, gepflanzt und gewerkelt. Bei den einschlägigen Märkten herrscht Hochbetrieb. Ganz Buchloe im Gartenfieber. Ganz Buchloe? In den Schrebergärten, wo man eigentlich die eifrigsten Gartenfreunde erwartet, geht es auch an einem schönen Frühlingstag beschaulich zu. Für die begeisterten Hobby-Gärtner dort hat die Garten-Saison nämlich schon lange begonnen.
Die hohe, dichte Hecke, die die Schrebergarten-Anlage an der Buchloer Löwengrube umgibt, scheint tatsächlich auch die Hektik mancher Wochenendgartler auszusperren. Kaum hat man sich zwischen den einförmigen Blechgaragen und Holzschuppen am Bahngelände durchgezwängt, empfängt einen eine andere Welt. Sonnestrahlen fallen diffus durch die Sträucher und Bäume, die Vögel zwitschern und lediglich das leise Rauschen eines Lastwagens erinnert daran, dass die Anlage nur wenige Meter unterhalb der vielbefahrenen Kaufbeurer Straße liegt. Erst nach einigem Suchen entdeckt man zwischen den Hecken, Zäunen und Häuschen der einzelnen Parzellen auch deren Pächter.
Ratschen gehört dazu
Adolf Wiest und Adolf Schüller zum Beispiel sind Parzellen-Nachbarn und erholen sich in Schüllers Garten bei einem Bier vom Tagwerk. 'So streng muss man es nicht machen', sagt Schüller ruhig, 'ein bisschen Zusammensitzen und Ratschen gehört einfach dazu. Schließlich will man sich hier draußen ja erholen. Finanziell rentiert sich die Arbeit sowieso nicht, wenn man sieht wie billig man einen Salatkopf im Supermarkt bekommt.' Außerdem: In ihren Schrebergärten ist schon lange Gartensaison eigentlich immer. 'An Weihnachten habe ich den letzen Endivien-Salat aus dem Garten geholt und im Februar setzte ich im Treibhaus die Samen', so Wiest. Selbstgezogene Radieschen und Salat habe es deshalb schon zu Ostern geben.
Akurat gezogen
Inzwischen hat Wiest auch seine Beete schon teilweise bepflanzt. In vier akurat gezogenen 'Strängle' sollen irgendwann Kartoffeln wachsen. Außerdem Erbsen, Karotten und Schnittlauch 'für die Enkel' und Rettich, Tomaten und Salat 'für mich', erklärt Wiest. Der Rhabarber streckt seine großen Blätter bereits aus einer Ecke des Beetes über die zarten Pflänzchen. 'Der ist reif, da haben wir schon den ersten Kuchen gemacht.'
Anders als etliche seiner Nachbarn in der Schreber-Kolonie wartete Wiest mit dem Anpflanzen nicht, bis die Eisheiligen vorbei sind. 'Das ist heuer so ein schöner Frühling. Ich glaube nicht, dass da noch groß Frost kommt.'
Sein Kollege Schüller ist da nicht ganz so sicher: 'Du bist schon immer recht früh dran.' Doch auch bei ihm prangen in einem Beet zwischen kleinen Felsen saftige grüne Stöcke. Das sind die Blumen, für die allerdings allein Wiests Frau zuständig ist. 'Ich bin selbst gespannt, was da alles herauskommt, wenn die blühen.' Seine erste Freilandernte war bisher der Schnittlauch.
Obwohl die beiden ihre Parzellen schon viele Jahre gepachtet haben und in dieser Zeit den einen oder anderen Trick herausgefunden haben, wehren sie sich heftig gegen die Bezeichnung Profigärtner. 'Man weiß zwar ein bisschen was, aber da gibt es ja welche, die machen sogar Bodenanalysen. Das wäre uns dann doch zu viel', sind sich die beiden einig und nehmen einen Schluck.
Einige Schritte weiter durch die schmalen Kieswege, die zwischen den Hecken und Sträucher hindurchführen, liegt die Parzelle der Hartls. Dort sind momentan nicht Spaten und Gießkanne, sondern Hobel und Akku-Schrauber im Einsatz. Die hölzerne Hütte auf dem idyllischen Areal ist nicht mehr die Jüngste und muss repariert werden. Deshalb stehe die eigentliche Gartenarbeit etwas hinten an, so das Buchloer Ehepaar.
Doch ein Blick auf die sorgfältig bepflanzten Beete, wo bunte Keramikschilder anzeigen, welches Gemüse hier bald sprießen wird, zeigt, dass der Garten wohl nicht so arg unter den Bauarbeiten gelitten hat. In einem Büchlein haben die Hartls genau verzeichnet, wann und was sie wo auf ihrem insgesamt 300 Quadratmeter großen Areal gepflanzt haben. Am 15. März beispielsweise die Salatpflänchen im Treibhaus, am 26. März die Blumensamen und am 15. April die ersten Samen im Freiland-Beet.
Auch die Hartls haben angesichts der schönen Tage in der letzten Zeit überlegt, ob sie für einige Gemüsesorten noch die Eisheiligen abwarten sollen. 'Eigentlich kommen die Stangenbohnen später raus. Aber weil es so warm ist, haben wir es probiert.'
Doch auch wenn sich die Eisheiligen als gnädig und frostfrei erweisen, gibt es in den Schrebergärten an der Löwengrube noch jemanden, der die beschauliche Ruhe stört: Die Schnecken. 'Da weiß man manchmal gar nicht mehr, was man tun soll. Aber auch da hat jeder seinen Trick.'
Durch einen grünen Torbogen aus Blättern führt der Weg wieder hinaus aus den Gärten auf den öden Parkplatz der Bahnverwaltung. Ein paar Meter weiter fährt ein Zug quietschend in den Bahnhof ein, auf der anderen Seite donnert oben auf der Kaufbeurer Straße der Verkehr.