Teilnehmer kritisiert 'Getränke-Monopol' der Aktienbrauerei. Von Thilo Jörgl Kaufbeuren Wer beim traditionellen Lagerleben einen Krug Bier kauft, kann sich sicher sein, dass darin Gerstensaft der Aktienbrauerei ist. Nachdem die Kaufbeurer Brauerei für dieses Jahr einen Exklusivvertrag mit dem Tänzelfestverein abgeschlossen hat, müssen alle beim Lagerleben teilnehmenden Vereine Bier und nichtalkoholische Getränke des Kaufbeurer Unternehmens verkaufen. Ein Teilnehmer spricht von einem 'überteuerten' Bierpreis, will keinen Gerstensaft mehr ausschenken und auch seinen Privatgrund nicht mehr zur Verfügung stellen.
Seit einigen Jahren belagern Bogenschützen aus Kaufbeurens Partnerstadt Szombathely während des Tänzelfests das Privatgrundstück von Gerhard Grieger am Fünfknopfturm. Doch in diesem Jahr will Grieger den Platz dem Tänzelfestverein nicht mehr zur Verfügung stellen. Der Grund: In den Vertragsvereinbarungen zwischen dem Tänzelfestverein und teilnehmenden Gruppierungen wurde erstmals festgelegt, dass sowohl Bier als auch nichtalkoholische Getränke von der Aktienbrauerei abgenommen werden müssen. Gaststätten sind davon jedoch ausgenommen.
Grieger, der bisher billigeres Bier einer anderen Brauerei verkaufte, ist mit dem seiner Ansicht nach 'sehr teuren Bierpreis' nicht einverstanden. 'Der Kommerz der Brauerei steht im Vordergrund', so Grieger. Zudem hält er den Verkaufspreis für den Gerstensaft, der vom Verein auf 2,50 Euro je halben Liter festgelegt ist, für zu hoch. Weil er auch Geld in Gläser, Bierzeltgarnituren, Spüle und Service stecken müsse, sei die finanzielle Kalkulation 'arg knapp'. Daher wird Grieger in diesem Jahr nur eine Weinschenke betreiben. Inzwischen habe er von anderen Brauereien erfahren, dass er sich eventuell rechtlich gegen das 'Biermonopol' durchsetzen könne. Weil er aber einen Streit verhindern wolle, mache er 'unter diesen Bedingungen' heuer nicht mit. 'Es tut mir Leid wegen der Ungarn, zumal sie heuer die zehnjährige Städtepartnerschaft feiern', meint Grieger.
Teure Logistik
Manfred Eckardt, kommissarischer Vorsitzender des Tänzelfestvereins, bestätigte, dass zwischen seinem Verein und der Kaufbeurer Brauerei ein Exklusiv-Vertrag geschlossen wurde. 'Weil es ein Kaufbeurer Fest ist, haben wir den Vertrag mit einer Brauerei der Stadt geschlossen', so Eckardt. Im Gegenzug zahlt die Brauerei dem Verein Geld für Werbung. Mittel, die der Verein laut Eckardt dringend braucht: 'Wir haben jährlich laufende Kosten in Höhe eines mittelständischen Unternehmens'. Dass der Bierpreis höher sei als der anderer Brauereien, sei verständlich. Die Brauerei sei für die Logistik, die kostenintensive Abnahme von Durchlaufkühlern und den zuverlässigen Abbau der Schankanlagen zuständig. 'Gäbe es 20 verschiedene Brauereien, hätten wir beim Auf- und Abbau ein Chaos', meint Eckardt.
Damit die Gewinnspanne für die Vereine höher sei, habe der Verein die Standgebühr von 250 Euro vor zwei Jahren auf 160 Euro gesenkt. Zudem habe man den Bierpreis von zwei Euro auf 2,50 Euro für einen halben Liter einheitlich angehoben. So bleibe den Vereinen mehr Geld, sagt Lagerleben-Chef Alfred Riermeier.
Hohe Ausgaben
Erwin Weiß, Vorstand der Aktienbrauerei, weist den Vorwurf der Kommerzialisierung zurück. 'Wenn es regnet und das Fest schlecht besucht ist, schreiben wir rote Zahlen', erklärt er. Die Ausgaben für Schanktechnik und Personal seien sehr hoch. 'Wir sind drei Tage mit zehn Mann präsent und bieten eine professionelle Logistik'. Zudem unterstütze sein Unternehmen seit Jahren den Tänzelfestverein.
Dass Grieger im Zuge seines Boykotts seinen Platz dem Verein nicht mehr zur Verfügung stellen wolle, bedauert Eckardt indes. 'Es ist schwierig, einen anderen Platz für die Schützen zu finden'. Dennoch könne er keine Ausnahme-Schankgenehmigung erteilen. An die Vorschriften des Tänzelfestvereins müssten sich alle beteiligten Gruppen einfach halten.