Auslandserfahrung Gymnasiast bei Mormonen in Utah/USA">

Artikel: Nur im Winter kam das Heimweh

25. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Auslandserfahrung Gymnasiast bei Mormonen in Utah/USA

Von Benjamin Schäling |Marktoberdorf/IrseeManchmal muss man im Leben einfach nur einen guten Eindruck machen - nicht mehr und nicht weniger. Das weiß auch Hannes Wachter, obwohl er erst 18 Jahre jung ist. Wachter, der in Irsee lebt und in Marktoberdorf das Gymnasium besucht, war im Rahmen eines Austauschprogramms zehn Monate lang Gastschüler bei einer Mormonenfamilie in Utah/USA und sammelte dort viele wichtige Lebenserfahrungen. Da die Mormonen bekanntlich sehr religiös sind, musste er jeden Sonntag mit seiner Gastfamilie in die Kirche gehen. Das sei zwar "ziemlich langweilig" gewesen, aber er habe sich mit der Zeit daran gewöhnt.

Rundherum nichts als Natur

Eigentlich war es in seinem Wohnort, dem 2000-Seelen-Dorf Monticello, wie in Irsee: "Mit dem Unterschied, dass da mehr als hundert Kilometer rundherum nichts war außer Natur", erzählt der zukünftige Zwölftklässler. Daher habe der Ort auch alle infrastrukturellen Merkmale einer großen Stadt inklusive Krankenhaus und "Highschool" gehabt. Dort in der Schule verbrachte Hannes Wachter einen Großteil seiner Zeit. Jeden Tag von 8 bis 15 Uhr war er im Unterricht. Vom Niveau ist er wenig beeindruckt: "Das ist schon einfacher als hier", sagt er. Besonders, weil die Schüler sich sieben Fächer verpflichtend aussuchen müssen. Und die meisten würden natürlich Sachen nehmen, die ihnen Spaß bereiten. "Theoretisch könnte man da ein ganzes Schulleben ohne Mathe verbringen", meint Wachter - und es klingt leicht schwärmerisch, wenn er das sagt.

Die Familie, in der lebte, bestand aus Vater, Mutter und drei Söhnen, die alle in etwa in seinem Alter sind. Mit ihnen unternahm er auch so einige Ausflüge - beispielsweise in die Hauptstadt der Mormonen, Salt Lake City. Allerdings nur, wenn es der Vater erlaubte. "Er war sehr streng zu seinen Söhnen", findet Wachter. Ansonsten war der junge Ostallgäuer viel mit schulischem Sport beschäftigt - besonders im Sommer. Diesen verbrachte er zumeist mit "Cross-Country"-Läufen, also einfach Rennen durchs Gelände. "Manchmal sind wir auf bis zu 2000 Meter gelaufen, da wurde die Luft schon dünn", erzählt Wachter. Im Winter dagegen machte er weniger Sport, da hier nur Baseball und Basketball angeboten wurden.

Und die strengen Regeln, die den Teams auferlegt wurden, waren ihm zu ernst: "Die mussten wochentags um halb neun Uhr daheim sein", meint er dazu schon fast entrüstet.

Die fehlende Beschäftigung mit Sport in der kalten Jahreszeit ließ bei Wachter ein bisschen Heimweh aufkommen: "Da habe ich mir manchmal überlegt, was ich nun daheim in Deutschland mit meinen Freunden machen würde", sagt er.

Nicht das letzte Mal im Ausland

Nichtsdestotrotz sei es für ihn eine "tolle Erfahrung" gewesen. Und nicht nur er selbst, sondern auch sein Bild von Amerika hat sich gewandelt: "Früher dachte ich immer, die wären alle ganz dick. Aber das ist nicht so, denn die treiben mehr Sport als die Menschen hier.

" Mehr internationale Erfahrungen will er in Zukunft sammeln. "Das war nicht mein letzter Auslandsaufenthalt", ist er sich sicher. Das nächste Mal vielleicht bei einem weniger religiösen Völkchen.