Von Martin Frei, Buchloe - Früher war es gang und gäbe, dass mehrere Generationen einer Familie unter einem Dach zusammenleben. Erhalten hat sich diese Wohnform traditionell vor allem in der Landwirtschaft - so beispielsweise bei der Buchloer Familie Weber. Deren Mitglieder sind sich einig, dass es viele Vorteile bietet, wenn sich Jung und Alt ein Haus teilen. 1997 hat sich Hans Weber senior einen Traum erfüllt. In diesem Jahr bezog er seinen neuen Aussiedlerhof am nordöstlichen Stadtrand von Buchloe. Nachdem die alte Hofstelle in der Alten Gasse zu klein und immer unpraktischer geworden war, baute er zusammen mit seinem Sohn Hans ein großzügiges landwirtschaftliches Anwesen an der Kreuzstraße. Von Anfang an wurde das dazugehörende Wohnhaus als Doppelhaus konzipiert: der östliche Teil war für den Junior und Hofnachfolger mit seiner Familie, der westlichen Teil für Hans Weber senior, seine Frau Antonia sowie die weiteren Familienmitglieder bestimmt. Als Hans Weber 2001 seinen 65. Geburtstag feierte, überschrieb er den Hof offiziell an seinen Sohn, faktisch geändert hat sich für ihn seither aber kaum etwas. 'Ich habe eigentlich gar nicht gemerkt, dass ich übergeben habe', scherzt der Altbauer. Freilich sei es nicht ganz einfach, nach Jahrzehnten als 'der Bauer' die Führung komplett an den 'Jungen' abzugeben. 'Da gibt es natürlich die eine oder andere Meinungsverschiedenheit', berichtet der 68-Jährige. Nach wie vor ist er voll in den Arbeitsablauf am Hof integriert und seine Mithilfe wird vom Sohn gebraucht und geschätzt. Bisweilen könne es sogar vorkommen, dass Hans Weber senior am Morgen vor seinem 38-jährigen Junior im Stall steht, erklären die beiden schmunzelnd. Das 'Geschäft', sprich finanzielle Entscheidungen, die Buchführung und ähnliches, überlasse er dagegen voll und ganz dem Nachfolger. Immer öfter sei er sogar ganz froh darüber, dass er sich nicht mehr mit dem immer komplizierter werdenden 'Papierkrieg' in der Landwirtschaft herumschlagen muss.
Und noch etwas gefällt Weber trotz aller Arbeit an seinem Ruhestand: 'Mit unserer Rente können wir machen, was wir wollen.' Wenn ein aktiver Landwirt dagegen das Milchgeld überwiesen bekommt, stehe er immer wieder vor der schwierigen Frage, welchen Anteil er davon in den Hof investieren soll. Auf ein 'klassisches' Rentner-Dasein, auf Faulenzen oder auf große Reisen hat Weber dennoch keine Lust. 'Bauer muss man mit Leib und Seele sein, sonst hat es keinen Wert', und daran ändere sich auch mit dem 65. Geburtstag nichts. Bei einem mehrtägigen Ausflug der Allgäuer Herdebuch-Gesellschaft nach Norddeutschland beispielsweise hätten er und auch die meisten Mitreisenden 'nicht um viel noch einen Tag verlängern wollen. Die wollten alle wieder heim auf ihren Hof'. Dass die 'alten' und die jungen Webers unter einem Dach wohnen, wird von beiden gerade wegen der Landwirtschaft, aber nicht nur, als großer Vorteil gesehen. Schließlich bleibe etwa das Vieh nie ganz unbeaufsichtigt, auch wenn Hans junior mit seiner Frau Gertrud mal ausgehen will. Die viele Arbeit im Stall, auf dem Feld, aber auch im Haushalt kann gemeinsam erledigt werden und außerdem sind da auch noch die drei Enkelkinder Johannes, Eva und Simone. Deren Betreuung übernehmen Eltern und Großeltern im fliegenden Wechsel - schließlich sind die beiden Wohnungen nur durch eine Tür getrennt und die ist nie verriegelt. 'Wenn wir woanders wohnen würden, dann wäre das doch bloß eine große Rennerei', ist sich Weber senior sicher. Auch aus einem anderen Grund ist ihm die räumliche Nähe zu den 'Jungen' wichtig: 'Man weiß ja nicht, was später einmal ist. Es kann ja sein, dass wir dann Pflege brauchen.' In jedem Fall sei es aber wichtig, dass sich Alte und Junge bei Bedarf jeweils in ihr 'eigenes Reich' zurückziehen können und dass dies auch respektiert wird. Entsprechend haben die beiden Hausparteien beispielsweise auch getrennte Eingänge. Hans Weber senior jedenfalls genießt sein 'Altenteil' auf dem Hof: 'Wenn es die nächsten Jahre so bleibt, wie es jetzt läuft, dann bin ich mehr als zufrieden.'