Marktoberdorf/Ostallgäu | ver | "Alles bleibt beim Alten - nur der Kreißsaal zieht um": So beschreiben Hebamme Ulrike Fichtel sowie Kinder- und Jugendarzt Michael Pätzold, was sich ab dem 1.August für werdende Mütter in Marktoberdorf und Umgebung ändert. Die Nachricht, dass die Geburtshilfestation am Marktoberdorfer Krankenhaus schließt, habe für Verunsicherung gesorgt. Fichtel und Pätzold stellen klar: Wie bisher gibt es in Marktoberdorf Betreuung für Mutter und Kind vor und nach der Geburt, allerdings findet die Entbindung in Kaufbeuren statt.
"Die Frauen können weiterhin mit uns entbinden, aber nicht mehr in Marktoberdorf, sondern im Krankenhaus Kaufbeuren", erklärt Fichtel, die mit Carmen Wobst die Marktoberdorfer Hebammenpraxis "vitasana" betreibt. In der Kreisstadt gebe es wie bisher alle Angebote zu Geburtsvorbereitung und Nachsorge - zum Beispiel Hausbesuche. Entbindungen mit den Marktoberdorfer Hebammen sind nur in Kaufbeuren möglich, die Kurse können aber unabhängig davon besucht werden. Auch die enge Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen Kinderärzten und Hebammen bleibe bestehen.
Zur Vorsorge in die Praxen
"Wenn die Frauen in Kaufbeuren entlassen werden, können sie für die Vorsorge und die so genannten U-Untersuchungen des Kindes weiterhin direkt zu uns in die Praxen kommen", sagt Pätzold und spricht dabei auch für seine zwei weiteren Marktoberdorfer Kollegen. Wenn die Mütter früher nach Hause wollen als vorgesehen, müssten sie also zum Beispiel nicht im Krankenhaus die Standard-Untersuchung des Kindes am dritten Lebenstag abwarten. So sei es auch möglich, sich für eine ambulante Entbindung zu entscheiden, bei der die Mutter das Krankenhaus wenige Stunden nach der Geburt verlässt.
Seit Jahren guter Kontakt
Mit der Umstellung auf die Kaufbeurer Klinik gibt es laut Pätzold und Fichtel keine Probleme: "Es besteht seit Jahren guter Kontakt. Wir waren mehrfach dort, kennen die Räumlichkeiten und die Leute. Es war ja absehbar, dass die Geburtshilfestation geschlossen wird." Soll ein Kind in Marktoberdorf zur Welt kommen, sei die einzige Möglichkeit eine Hausgeburt mit einer spezialisierten Hebamme. Aufgrund der Risiken raten Fichtel und Pätzold aber entschieden davon ab.
Größer als das organisatorische Problem bei der Umstellung auf Kaufbeuren scheint das Psychologische zu sein: So haben laut Fichtel viele Mütter Vorbehalte gegen eine Entbindung in Kaufbeuren. "Das ist eine historisch gewachsene Sache", sagt Pätzold und schmunzelt.
"Etwas Wasser in den Augen"
Doch auch er und Fichtel bedauern den Verlust der Geburtshilfestation: "Aus der Klinik wird ein großes Stück rausgerissen", sagt Fichtel. Langjährige Kontakte mit Ärzten und Schwestern der Station spricht Pätzold an und fügt hinzu: "Am 31. Juli werden wir alle etwas Wasser in den Augen haben."