Badesee bleiben Karpfen-Verbot bringt Räte auf Palme Droht 'Verkrautung'?Von Gerhard Händle Wildpoldsried/Hochgreut Der Notzenweiher soll auch in Zukunft ein Badesee bleiben dafür macht sich jetzt die Gemeinde Wildpoldsried stark. Auslöser für die Offensive ist ein Vorstoß des Oberallgäuer Erholungs-Zweckverbandes, der künftig keine Graskarpfen mehr in dem Bade-Dorado bei Hochgreut dulden will. Ohne diese 'Ausputzer' werde der Weiher jedoch zuwuchern, sehen die Wildpoldsrieder schwarz. Was nicht nur den Badebetrieb, sondern auch den etablierten Wildpoldsrieder Triathlon gefährde.
Doch der Reihe nach: Den Stein ins Rollen brachte die Tatsache, dass der Pachtvertrag zwischen Erholungs-Zweckverband und Fischereiverein Notzenweiher Ende Oktober auslief. Der Verein fische seit 30 Jahren in dem Gewässer, erläuterte dessen Vorsitzender, Gemeinderat Xaver Wankerl in jüngster Ratssitzung. Bislang sei der Vertrag anstandslos im Zehn-Jahres-Turnus verlängert worden.
Doch diesmal stimme der Eigentümer, der Zweckverband, nur zu, wenn die Fischer keine Graskarpfen mehr einsetzen. Dies geschehe aus Gründen des Naturschutzes. Wankerl und viele andere befürchten, dass der beliebte Weiher ohne Karpfen in wenigen Jahren verkraute und so genussvolles Schwimmen nicht mehr möglich sei. Was die Bürger von Betzigau und Wildpoldsried wohl nicht akzeptieren würden. Zudem sieht Wankerl er ist auch Vorsitzender des Ski- und Sportvereins (SSV) den bekannten Wildpoldsrieder Triathlon gefährdet. Denn dier Schwimmstrecke führt mitten durch den Weiher.
Einzige Alternative zum 'Ausputzer' Graskarpfen ist in seinen Augen ein schwimmendes Mähgerät. Dessen Einsatz verschlinge aber jeweils einen fünfstelligen Betrag Geld, das aus Steuermitteln aufzubringen sei.
Bei einem Ortstermin mit Paul Eberhardt (untere Naturschutzbehörde am Landratsamt), Reinhold Faulhaber (Bund Naturschutz Betzigau) sowie Bruno Müller vom Erholungs-Zweckverband, suchten die Bürgermeister Arno Zengerle (Wildpoldsried) und sein Betzigauer Kollege Roland Helfrich einen Kompromiss. Der Vorschlag von Wankerl, künftig nur noch wenige Graskarpfen einzusetzen, habe Faulhaber abgelehnt, wurde in der aktuellen Ratssitzung berichtet.
'Unterwasser-Wüste'
Die aus Asien eingeführte Fischart lasse in dem Weiher durch ihre Gefräßigkeit eine Unterwasser-Wüste entstehen, erläuterte Faulhaber auf Anfrage unserer Zeitung. Zudem stelle der Notzenweiher ein besonders schützenwertes Biotop dar, das in der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Liste aufgeführt sei. Bei diesem herausragenden Biotop müsse die Natur Vorrang vor den Interessen der Badegäste haben. Faulhaber ist zudem überzeugt, dass im Niedrigwasserbereich aufgrund von Trittschäden auch ohne Karpfenbesatz keine Pflanzen wuchern könnten.
Da es kein Freibad gebe, seien die Bürger aus Wildpoldsried und Betzigau auf diese Naherholungsmöglichkeit angewiesen, betonte dagegen Zengerle im Gemeinderat. Das Ratsgremium beschloss nach 'heißer' Debatte einstimmig, eine Resolution an den Landrat zu richten, um den Notzenweiher als Badegewässer zu erhalten. Tenor: Ein ökologisch vertretbarer Mindestbesatz von Graskarpfen halte den Bewuchs in Zaum und schaffe einen Ausgleich zwischen den Interessen des Naturschutzes und der Erholungssuchenden.
Landrat Gebhard Kaiser äußerte für die Haltung der Wildpoldsrieder Räte Verständnis, handle es sich doch um ein einmaliges Badegewässer. Die zuständigen Mitarbeiter im Landratsamt sollen nun die Sachlage prüfen. 'Wir müssen die Belange aller Beteiligten unter einen Hut bringen', so Kaiser weiter.