Für Behandlungen beim Zahnarzt bald mehr berappen? Darüber brauchen sich AOK-Patienten im südlichen Landkreis keine Gedanken machen - zumindest noch nicht: Alle von der AZ befragten Zahnärzte gaben an, dass sie momentan noch keine Kosten auf solche Patienten (sowie Versicherte der Knappschaft und einiger kleineren Kassen) abwälzen, etwa für die örtliche Betäubung. Hintergrund für die Probleme: Das Jahresbudget für AOK-Patienten ist fast aufgebraucht, viele bayerische Zahnärzte wollen aus Kostengründen nicht mehr jeden Patienten behandeln.
"Bewahren Sie noch etwas Ruhe und brechen Sie nichts übers Knie", appelliert Dr. Rudolf Denk an seine Kollegen. Laut dem Obmann der Zahnärzte im südlichen Ostallgäu kann sich nämlich die Frage bald erübrigen, wie Zahnärzte bis zum Jahresende mit AOK-Patienten umgehen sollen.
Schiedsamt verhandelt
"Demnächst verhandelt das Bayerische Schiedsamt die Angelegenheit zwischen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) und der AOK", erläutert der Zahnarzt aus Seeg. Die beiden Parteien streiten sich über knapp 30 Millionen Euro - dieses Loch klafft momentan im besagten Budget. Denk: "Wir hoffen, dass die AOK einlenkt und sich alles in Wohlwollen auflöst." Bis dahin entscheide letztlich jeder Zahnarzt selbst, ob er eine Zuzahlung verlangt oder nicht.
Josef Bauer, Direktor der AOK Kaufbeuren/Ostallgäu, rät klar davon ab, Rechnungen eines Zahnarztes anzunehmen: "In einem solchen Fall sollten sich Patienten sofort an uns wenden." Der Zahnarzt sei zur Behandlung auf Basis der Versichertenkarte verpflichtet. Eine Privatrechnung dürfe die Kasse gar nicht akzeptieren. Bauer zufolge sei das Budget ausgehandelt und von der KZV akzeptiert. Es gehe jetzt nur darum, "mehr Geld ins System zu bekommen".
Die AOK habe aber genau das im Vorfeld angekündigt, doch kürzlich einen Rückzieher gemacht, wirft ihr KZV-Obmann Denk vor. Das Problem sei nicht neu: Wenn das Geld am Jahresende nicht reicht, gebe es sogenannte Puffertage, an denen Zahnärzte weniger Honorar erhielten. Früher seien das nur ein paar Tage zum Quartalsende gewesen. Weil die AOK in Bayern aber über 100000 neue Beitragszahler hinzu gewonnen habe, reiche das Budget nun nicht mehr aus.
Jetzt sollen Zahnärzte das ganze vierte Quartal dieses Jahres Puffertage haben - dafür aber nur ein Drittel des üblichen Honorars bekommen. Denk: "Zwei Drittel des Honorars brauchen wir aber schon für das Betreiben unserer Praxen. Nun sollen wir quasi für unsere Arbeit noch etwas bezahlen."
"Aufs Wesentliche beschränken"
Darum überlegt beispielsweise Dr. Michael Weyerhäuser, ob er AOK-Patienten zumindest an den Kosten für Spritzen beteiligen soll. "Ich weiß aber noch nicht so richtig, wie ich das alles regeln soll - andererseits muss man natürlich eine Praxis wirtschaftlich führen", so der Zahnarzt aus Roßhaupten. Soweit möglich, will Weyerhäuser nicht akute Behandlungen auf 2011 verschieben - Notfälle ausgenommen.
Auch Dr. Matthias Ranke kümmert sich derzeit um AOK-Patienten: "Ich muss mich aber aufs Wesentliche beschränken", so der Füssener Zahnarzt. In den meisten Fällen könnten Behandlungen nunmal nicht aufs nächste Jahr verschoben werden. Bei einem Notfall müsse er für deutlich weniger Honorar arbeiten - im Sinne der Patienten.