Schriftsteller lebte in Sigmarszell - Welterfolg 'Dr. Mabuse, der Spieler' entstand in Bad Diezlings Von Armin Dorner Sigmarszel. In 20 Tagen, genauer gesagt, in 20 Nächten hat er einen Welterfolg geschrieben, im Gasthaus von Bad Diezlings (Gemeinde Hörbranz). Der Schriftsteller Norbert Jacques lebte Jahrzehnte in Sigmarszell-Thumen. In diesen Tagen wird sein 125. Geburtstag gefeiert. Der beste Kenner dieses Lebemanns, der eine Flasche Sherry zum Mittagessen trinken konnte, ist Professor Günter Scholdt aus Saarbrücken. Er hielt im 'Haus des Gastes' in Schlachters einen kurzweiligen Vortrag über den Ehrenbürger Sigmarszells, der nach dem Krieg sogar eine zeitlang Bürgermeister war. Vor 51 Jahren, am 16. Mai 1954 starb er in Koblenz - bezeichnenderweise auf einer Reise zum Weinfest. Heimatpfleger Gallus Halder (Schlachters) hatte eine Reihe von Büchern, Plakaten, Ansichtskarten, Zeitungsausschnitten und Dokumenten (wie das Grabkreuz des Sohnes) aus dem Leben Jacques zusammengetragen und ausgestellt. Vermutlich der größte Privatsammler von Werken Jacques ist der örtliche Bauunternehmer Kurt Schweidler, der landauf, landab die Flohmärkte nach Werken des berühmten Sohns der Gemeinde durchstöbert. Er besitzt Schätze, die selbst Professor Scholdt nicht in seinem Literaturarchiv hat. Die Überraschung des Abends war der Besuch einer alten Dame: die 88-jährige Aurikel Hannighofer aus München, eine Tochter von Norbert Jacques, die einen Gutteil ihres Lebens in Sigmarszell verbracht hat und immer wieder eine Stippvisite in ihrer alten Heimat macht. Bürgermeister Walter Matzner meinte, er habe an diesem Abend erfahren, 'dass Frauen in jedem Alter bezaubernd sein können'. Der Bestsellerautor (Gesamtauflage rund zwei Millionen Exemplare) hat 1000 Seiten Biografie hinterlassen. In gekürzter Fassung ist Band 1 unter dem Titel 'Mit Lust gelebt - Roman meines Lebens' erschienen (Besprechung folgt). Der am 6. Juni 1880 in Luxemburg geborene Erfinder der Figur des dämonischen Spielers Dr.
Mabuse zeigt sich als amüsanter Plauderer und kultivierter Weltenbummler. Seinen Ruf erwarb er sich als Schriftsteller über seine Abenteuerreisen rund um die Welt. Jacques war in Afrika, Südamerika, China, auf den Ozeanen und in der Südsee. Vor allem von Brasilianern und Chinesen sei er fasziniert gewesen, so Scholdt. Bekannt mit Hermann Hesse Viele der damals wie heute bekannten Schriftsteller, wie Hermann Hesse, Arthur Schnitzler oder Karl Kraus hat er kennen gelernt. Scholdts Vortrag mit original Tonmitschnitten wurde zu einer kleinen literarischen Zeitreise durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. 'Ein spektakuläres und abenteuerliches Leben' habe das Energiebündel Jacques geführt. Der 'jugendliche Heißsporn' habe sich in Luxemburg beengt gefühlt. Der 'Bummelstudent (Jura)' wird Journalist und kommt als junger Mann an den Bodensee. 1921/22 erscheint sein Roman 'Dr. Mabuse, der Spieler' als Vorabdruck in der 'Berliner Illustrierten'. Fritz Lang verfilmt die Geschichte um den schillernden Verbrecher nach einem Drehbuch von Thea von Harbou. Der Film wird ein sensationeller internationaler Erfolg und begründet Fritz Langs Laufbahn als Spitzenregisseur. Mit geheimnisvollen Verkleidungs- und Hypnosekünsten ausgestattet, untergräbt Dr. Mabuse Recht und Gesetz. Er schafft sich eine Gegenwelt, die nach eigenen Gesetzen funktioniert. Der raffinierte Spieler, der in vilerlei Masken schlüpft, wird schließlich Kopf einer Verbrecherorganisation, die Spielclubs, Schmuggel und Börsenmanipulationen großen Stils betreibt. Von den Tantiemen kann sich Norbert Jacques den 'Adelinenhof', ein großes Anwesen in Schlachters-Thumen leisten und fortan seine Reisen unternehmen, unter anderem eine 480 Tage dauernde Reise rund um den Globus. Jacques ist Anfeindungen der Nazis ausgesetzt, bleibt aber selbst nach der Emigration seiner zweiten Frau Margerite Samuely und seiner Töchter 1939 in Deutschland. 1940 heiratet er die Schweizerin Maria Jäger. Im Juni 45 wird er zum Bürgermeister gewählt,