wollte ich nicht mehr' Rad-Profi Steinhauser wechselt zu Team Gerolsteiner. Von unserem Redaktionsmitglied Roland Wiedemann Scheidegg Spaß will Tobias Steinhauser wieder an seinem Beruf haben. Bei seinem alten Arbeitgeber, dem Mapei-Rennstall, hat der Scheidegger Radprofi in den vergangenen Wochen die Lust am Radfahren verloren. Dass er für die Spanien-Rundfahrt nicht berücksichtigt wurde, ist dem 27-Jährigen besonders bitter aufgestoßen. 'Blöd geschaut' habe er, als ihm die schlechte Nachricht mitgeteilt worden sei.
Steinhauser kann es immer noch nicht fassen: 'Ich war zu der Zeit gut drauf. Zu 99 Prozent war ich mir sicher, bei der Vuelta dabeizusein.' Inzwischen hat der Westallgäuer die Konsequenzen gezogen. In der kommenden Saison fährt er für das 'Team Gerolsteiner' eine Mannschaft der zweiten Kategorie.
Cliquen-Bildung
Ein Abstieg von der Champions League in die 2. Liga? Steinhauser weiß, dass viele das so sehen werden. In erster Linie sei es darum gegangen, wieder Freude am Job zu finden. 'Noch ein Jahr bei Mapei, das wollte ich mir nicht antun', erklärt der Radprofi. In dem italienischen Spitzen-Team hätten sich unter den 29 Fahrern verschiedene Cliquen gebildet: unter anderem eine belgische, eine russische und eine um Kapitän Michele Bartoli. Tobias Steinhauser gehörte letzterer an.
Als für Bartoli, der mit der Teamleistung laut Steinhauser nicht immer einer Meinung war, nach einem schweren Sturz die Saison frühzeitig beendet war, blies den Wasserträgern des italienischen Weltklassefahrers der Gegenwind kräftig ins Gesicht. Steinhauser durfte wenigstens noch einige wenn auch unbedeutende Rennen fahren. Andere Kollegen wurden aufs Abstellgleis abgeschoben.
Schon immer geliebäugelt
Wäre Bartoli nicht gewesen, hätte sich Steinhauser wohl schon früher für einen Wechsel entschieden. Der Italiener bat seinen Freund zu bleiben. Schließlich gab der Westallgäuer nach. Dabei führte Steinhauser zu jener Zeit Gespräche mit dem Team 'US Postal' von Tour de France-Sieger Lance Armstrong ein kleines, aber feines Team. Mündlich wurde mit Mapei-Team-Manager Patrick Lefevre die Vertragsverlängerung vereinbart. Doch als Steinhauser etwas Schriftliches in der Hand haben wollte, wurde er Woche um Woche vertröstet. Irgendwann sei es ihm zu blöd geworden, erzählt er sichtlich enttäuscht. Der Scheidegger wollte endgültig weg. Doch im Armstrong-Team war nun kein Platz mehr frei.
Blieb das Team Gerolsteiner, mit dem er 'schon immer geliebäugelt' habe, so Steinhauser. Teamchef Michael Holzer und den sportlichen Leiter Rolf Gölz kenne er noch aus seiner Amateurzeit. Uwe Peschel, der zweite Scheidegger Radprofi, wechselte vor einem Jahr zum deutschen 'Sprudel-Team'. Steinhauser: 'Da weiß ich, was ich habe. Außerdem sind dort die Perspektiven für mich als Fahrer besser. Bei Gerolsteiner kann ich mein Rennen fahren.' Es sei eher frustierend, sich für jemanden abzurackern, der kaum schneller ist, als man selber fahre.
Steinhauser traut seinem neuen Team mittelfristig den Sprung in die 1. Liga zu. Bis dahin sind die Radsport-Höhepunkte Tour de France, Giro d\'Italia oder Vuelta in unerreichbare Ferne gerückt. Dennoch bleibt er dabei: 'Der Wechsel ist kein Abstieg, sondern bietet die Chance, wieder aufzusteigen.'