Von Christoph Pfister |ImmenstadtDie gute Stube ist ein wenig groß geraten, der Kachelofen nur Bühnendekoration. Doch man darf sich geborgen fühlen, zurückversetzt in eine Welt, die Gemeinschaft noch gepflegt und selbst zu den Instrumenten gegriffen hat. Sie ist lebendig in den Köpfen aufrechter Sänger und Musikanten, wie einer treuen Hörerschar, für die "Advent im Allgäu" mehr bedeutet als ein zipfelmütziges Event mit Rentier und Glühwein. Die Einstimmung auf das Fest der Feste ist Herzensangelegenheit wie das Erlebnis Musik und Gesang.
Dass auch im fünften Jahrzehnt der großen Brauchtumsveranstaltung weder verklärte Nostalgiker, noch ewig Gestrige auf der Bühne stehen, beweist nicht nur die "Hindrstuinar Hiertemuseg", Schulbuben, mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Brauchtum lebt erhaben über Zeitgeist, wenn nicht nur in der Finkengruppe aus Oberstaufen zwei Generationen einträchtig den a-capella-Gesang pflegen. Junge Musikanten zeigen Freude an Instrumenten, die beinahe im Museum verschwunden wären, leben und lieben ihre Klangwelten, lassen ihre Gäste gerne teilhaben.
Die menschliche Stimme wird wieder zum "schönsten aller Instrumente", wenn der Fischinger Viergesang mit mächtigen Männerstimmen in eindrucksvoller Klangbalance die winterliche Welt beschreibt, der "Oberstdorfer Trachtengesang" sicher und homogen geführte Stimmen solistisch, wie chorisch überzeugend erklingen lässt, den Jodler in den Konzertsaal holt. "Ach mein Seel fang an zu singen", bleibt bei der ungekünstelten Stimmgestaltung und feinfarbigen Transparenz der Geschwister Schelldorf kein frommer Wunsch. Innigkeit blüht auf, wenn die Finkengruppe den schlichten Weisen ihre wahren Werte entlockt.
Mit Niveau und Natürlichkeit begeistern auch die instrumentalen Gruppen: Apart die Klangbilder aus drei Bläsern und sanftem Gitarrenbass der "Thalhofer Klarinettenmusik", perfekt die Technik, bewundernswert der wahre Ensemblegeist der herzerfrischenden "Hindrstuinar Hiertemuseg. Exotischer noch als die Maultrommel erscheint die mittelalterliche Schnarrharfe, virtuos von Martina Noichl vorgestellt.
Jutta Kerber hat sich sicherlich gefreut, nach den Wochen der Planung und Vorarbeit in die Harfe und Gitarre greifen zu dürfen. Gemeinsam mit ihrer Familie, die mit einem guten Dutzend Blas- und Saiteninstrumenten meisterlich die Facetten rundet.

Neuer Schwung, alte Stärken
So gut ist das neue Album "Hackney Diamonds" der Rolling Stones
Samtfein glänzen die Blechbläser, lustig tanzt das Raffele, anheimelnd gewinnt die Stubenmusik, mal mit Sängerin Melanie Hagspiel verstärkt, immer wieder Geist und Gemüt, wie es Sprecher Martin Hehl mit seinen wohl gewählten Worten getan hat.