Memmingen (mide) - Vielleicht war es sein Auftritt als Nikolaus bei den Kleinstschülern des EHC Memmingen, aus dem Ingo Nieder Kraft und Selbstvertrauen schöpfte. Jedenfalls erzielte Nieder wenige Tage später gegen den EV Ravensburg sein erstes Saisontor. Mit diesem Treffer leitete er im Derby ein Führungs-Wechselspiel ein, das Memmingen glücklich mit dem finalen Schuss gewann - 59 Sekunden vor der Schlusssirene traf Jeremy Garrison zum 4:3 für den EHC, der somit weiter von Play-Off-Rang fünf träumen darf. Gestern gastierten die 'Wölfe' beim EV Füssen (Ergebnis siehe überregionaler Sportteil unserer Zeitung). Als Nieder nach einer halben Stunde reiner Spielzeit ins Netz des Gegners traf, da hegte man als Anhänger der Wölfe vor allem den Wunsch, die Gastgeber möchten wenigstens ein paar Minuten mit fünf Akteuren weiterspielen - um die knappe Führung zu verteidigen oder sogar auszubauen. Es sollte - wie so oft in diesem Spiel - beim Wunsch bleiben, denn einen Großteil der Begegnung gegen die Oberschwaben bestritt der EHC in Unterzahl. Im ersten Spielabschnitt agierte Memmingen größtenteils komplett. Disziplin, die sich auszahlte: Andreas Weißenborn gelang mit einem satten Distanzschuss das 1:0. Brent Ozarowski glich postwendend aus und hatte ebenso wie Martin Miklik bei einer 5-3-Überzahlsituation für Memmingen Minuten später sogar die Führung für Ravensburg auf dem Schläger. Das Duo scheiterte jedoch an EHC-Schlussmann Florian Warkus. Genauso erging es den EHC-Akteuren Bobby und Jim Nagle sowie Michael Spadacini im zweiten Abschnitt, die in EVR-Goalie Waldemar Quapp ihren Meister fanden. 'Nikolaus' Nieder zielte schließlich besser, ehe sich wenige Minuten später drei Memminger fünf Ravensburgern gegenüber sahen. Viliam Chovanek nutzte die Überzahl zum Ausgleich. Zuvor hatte es eine gut fünfminütige Unterbrechung, Diskussionen und Hinausstellungen gegeben, die vor allem den EHC trafen. Es war jener Moment, in dem Schiedsrichter Koch kurzzeitig den Überblick verlor und damit vor allem Gönner der Wölfe gegen sich aufbrachte. Dem Unparteiischen die Schuld dafür zu geben, dass es selten zum Spiel fünf gegen fünf kam, wäre zu einfach. Beide Teams dezimierten sich durch überflüssige Fouls selbst.
Warkus und die Glücksgöttin Das gleiche Bild im Schlussdrittel. Nicht einmal zwei Minuten waren gespielt, da hatte der EHC wieder nur drei Mann auf dem Eis. Die Gäste agierten zu viert und nutzten dies erneut aus. Wieder hieß der Torschütze Chovanek. Glücksgöttin Fortuna und Tormann Warkus hatten es die Wölfe in den Minuten danach zu verdanken, dass die Partie nicht vorzeitig verloren war. Ravensburg nahm Warkus unter Dauerbeschuss; der Memminger Schlussmann parierte erneut prächtig. Einmal war der Tormann machtlos: 13 Minuten vor Schluss knallte der Puck an das Gestänge des von Warkus gehüteten Tores. Einen Wimpernschlag später war es Schiedsrichter Koch, der bei einem Angriff der Gäste beide Augen zu Gunsten des EHC zu drückte: EVR-Stürmer Miklik hatte sich zum wiederholten Male gekonnt auf der linken Seite bis hin zu Warkus durchgetankt, bevor er dort regelwidrig am Schuss gehindert wurde.
Einsatz wird belohnt Memmingen hatte nun die Linie verloren, und so war es umso überraschender, dass Colin Anders mit einem Schuss von der blauen Linie das 3:3 glückte. Damit gab er dem Spiel jene Spannung und Dramatik zurück, die die Begegnungen beider Teams in der Vergangenheit fast immer prägten. Zugleich gab Anders seinen Teamkameraden mit dem Treffer einen Fingerzeig in Richtung Sieg. Das Team von Erwin Merath kapierte und setzte mit fünf gegen drei zur Schlussoffensive an. Der Einsatz wurde belohnt: Jeremy Garrison traf 59 Sekunden vor Schluss zum 4:3. EHC Memmingen - EV Ravensburg 4:3 (1:1/1:1/2:1). - Tore: 1:0 (11.) Andreas Weißenborn (Mike Spadacini), 1:1 (12.) Ozarowski (Zappe, Rohrhofer), 2:1 (30.) Ingo Nieder, 2:2 (37.) Chovanek (Kunce), 2:3 (44.) Chovanek (Miklik/Migliorie), 3:3 (52.) Colin Anders (Jim Nagle/Sergejs Boldavesko), 4:3 (60.) Garrison (Anders/Boldavesko). - Zuschauer: 1124. - Schiedsrichter: Koch. - Spieler des Abends (laut Jurywahl): Jeremy Garrison (EHC Memmingen), Ozarowski (EV Ravensburg).